Hillary Clinton hat nach einer Zählung der Nachrichtenagentur AP genug Stimmen für die Nomination als demokratische Kandidatin für die US-Präsidentschaftswahlen. Ausschlaggebend sind die «Superdelegierten». Ihr Konkurrent Bernie Sanders kritisiert aber die Zählung.
Die Ex-Aussenminister habe die nötige Schwelle von 2383 Stimmen für die Nomination am Parteitag erreicht, meldete die Nachrichtenagentur AP am Montagabend. Entscheidend sei dabei das Votum der sogenannten Superdelegierten. Das sind 714 hochrangige Parteivertreter, die sich frei für einen Kandidaten entscheiden dürfen, ihre Meinung aber jederzeit ändern können. AP führt eine Liste, welche Superdelegierte sich für welchen Kandidaten ausgesprochen haben.
Nach der AP-Zählung hat Clinton in den Vorwahlen 1812 gebundene Delegiertenstimmen gewonnen. Zusätzlich versprachen ihr 571 Superdelegierte, im Juli für sie zu stimmen. Zuletzt habe sich unter anderem die Vorsitzende der Demokraten im Bundesstaat Alabama, Nancy Worley, für Clinton ausgesprochen.
Sanders will Superdelegierte umstimmen
Allerdings zeigte sich Clintons verbliebener Rivale im Vorwahlkampf, Bernie Sanders, in einer ersten Reaktion unbeeindruckt. Es sei falsch von den Medien, die Superdelegierten mitzuzählen, erklärte der Senator aus Vermont. Er werde bis zum Parteitag daran arbeiten, diese umzustimmen.
Tatsächlich gilt erst die abgegebene Stimme der Superdelegierten. Allerdings ist AP zufolge kein einziger von ihnen in den vergangenen Monaten von Clinton zu Sanders umgeschwenkt. Sanders kommt nach der Zählung auf 1521 Delegierte und 48 Superdelegierte.
Alle Augen auf Kalifornien
Aufgrund von Umfragen wird erwartet, dass Clinton bei den Vorwahlen vom Dienstag ihren Vorsprung weiter ausbauen wird. Bei dieser letzten grossen Runde an Vorwahlen wird unter anderem in den Bundesstaaten Kalifornien und New Jersey entschieden.
Seit Wochen liegt dabei das Augenmerk der Medien auf Kalifornien. Im Staat mit fast 40 Millionen Einwohnern hat Sanders jüngsten Umfragen zufolge Clintons früheren Vorsprung komplett aufgeholt hat.
Die Stimmung unter den Demokraten in Kalifornien ist elektrisiert: Den Behörden zufolge haben sich 18 Millionen Menschen als Wähler registrieren lassen, ein Rekord. Allein in den vergangenen sechs Wochen seien 650’000 dazugekommen – drei Viertel davon Demokraten.
Hypothek für Wahl im November
Obwohl ihr die Nomination nicht mehr zu nehmen ist, droht Clinton noch Ungemach: Eine Niederlage in Kalifornien gegen Sanders, egal wie knapp, würde ihrem republikanischen Gegner Donald Trump eine Steilvorlage liefern, um sie als schwache Kandidatin darzustellen, die nicht einmal ihre eigene Partei begeistern kann.
Clinton kann es sich andererseits nicht leisten, Sanders‘ Anhänger zu verärgern, denn sie wird deren Stimmen bei der Wahl im November benötigen.
Neben Kalifornien und New Jersey finden am Dienstag noch Abstimmungen in Montana, North- und South Dakota sowie New Mexico statt. Die letzten Vorwahlen werden am 14. Juni abgehalten
Nach ihrer formellen Ernennung auf dem Parteitag der Demokraten im Juli würde Clinton die erste Präsidentschaftskandidatin einer grossen Partei in der Geschichte der USA.