US-Präsidentschaftskandidatin Hillary Clinton hat sich in ihrer ersten grösseren Wahlkampfrede als Kämpferin für die Mittelschicht präsentiert. «Amerika kann nicht erfolgreich sein, wenn ihr nicht erfolgreich seid», sagte die frühere Aussenministerin in New York.
Die frühere First Lady sprach vor mehreren Tausend jubelnden Anhängern auf Roosevelt Island. Immer wieder betonte sie, dass die Wirtschaft nicht nur die Taschen einiger weniger Reicher füllen dürfe. Jeder müsse profitieren.
«Ich trete nicht für einige Amerikaner, sondern für alle Amerikaner an», sagte Clinton. Sie wolle für steigende Löhne in der Mittelschicht und bessere Aufstiegschancen für die Armen sorgen. Die Demokratie dürfe nicht nur für «Milliardäre und Unternehmen» da sein.
Sie versprach unter anderem für den Fall eines Wahlsieges eine gerechte Steuerreform, Anreize für Firmen, die ihren Arbeitern einen fairen Anteil an den Profiten gäben, Verbesserungen der Infrastruktur, Zugang zu Kindergartenplätzen und erschwingliche Studienplätze für alle.
Ausserdem wolle sie sich für die Rechte von Homosexuellen, einen Weg für undokumentierte Einwanderer zur Staatsbürgerschaft und den Ausbau erneuerbarer Energien einsetzen, sagte Clinton.
Sie werde zudem Amerika zur «Supermacht der sauberen Energien des 21. Jahrhunderts» machen. Die Aussenpolitik sprach Hillary Clinton nur am Rande an.
Republikaner «Partei der Gestrigen»
Die Republikaner brandmarkte Clinton als Partei der Gestrigen. «Es mag einige neue Stimmen im republikanischen Präsidentschaftschor geben, aber sie singen alle die gleiche Melodie, ein Lied mit dem Namen ‚Yesterday’», sagte Clinton am Samstag mit Blick auf den «Beatles»-Hit.
Clinton hatte ihre Bewerbung im April erklärt und gilt als grosse Favoritin für die Kandidatur der Demokraten bei der Präsidentschaftswahl 2016.
Bislang bemühte sie sich um einen bescheidenen Auftritt und fuhr etwa in einem Kleinbus quer durchs Land, um den direkten Kontakt zu Wählern zu suchen. In Umfragen liegt die 67-Jährige weit vor der innerparteilichen Konkurrenz. Vor acht Jahren hatte Clinton den demokratischen Vorwahlkampf gegen Barack Obama verloren, der nach zwei Amtszeiten im Weissen Haus nicht mehr antreten darf.
Bei den Republikanern zeichnet sich dagegen ein offeneres Rennen um die Präsidentschaftskandidatur 2016 ab. Bislang haben zehn Politiker ihre Bewerbung erklärt, darunter die Senatoren Marco Rubio, Ted Cruz und Rand Paul. Am Montag dürfte der ehemalige Gouverneur von Florida, Jeb Bush, dazukommen. Erwartet wird zudem die Bewerbung von Wisconsins Gouverneur Scott Walker.
Beste Aussichten
Hillary Clinton würde derzeit nach Umfragen jeden republikanischen Gegenbewerber schlagen. Am knappsten würde demnach mit 2,8 Prozentpunkten Vorsprung ein Zweikampf mit dem libertären Senator Rand Paul ausgehen.
Wäre Jeb Bush ihr Gegner, hätte sie mit 5,2 Prozentpunkten die Nase vorn. Der Ex-Gouverneur von Florida sowie Bruder und Sohn ehemaliger Präsidenten will am Montag offiziell in den Wahlkampf einsteigen.