Die Kandidaten für das Amt des US-Vizepräsidenten haben sich am Dienstagabend ihr erstes und einziges Fernsehduell geliefert. Der Demokrat Tim Kaine bezeichnete dabei den Republikaner Donald Trump als Gefahr für die öffentliche Sicherheit.
Kaine behalf sich am Mittwoch einer Äusserung des ehemaligen US-Präsidenten Ronald Reagan, der gesagt hatte, ein «Idiot oder Irrer» mit einer Atomwaffe könne eine Katastrophe auslösen. «Und ich denke, das ist der Chef von Gouverneur Mike Pence», sagte Kaine.
Trumps designierter Stellverterter, der Republikaner Pence, reagierte darauf mit einem Gegenangriff: «Senator, Senator, das war sogar unter dem Niveau von Ihnen und Hillary Clinton, und das ist schon recht niedrig.»
Die TV-Debatte in der Kleinstadt Farmville im Bundesstaat Virginia war geprägt von zahlreichen Unterbrechungen und Angriffen auf die potenziellen Chefs des jeweiligen Gegners.
Pence zielte darauf ab, Hillary Clinton als nicht vertrauenswürdig und ihre Amtszeit als Aussenministerin Barack Obamas als gescheitert darzustellen. Kaine wiederum warf Trump vor, Versprechen gebrochen zu haben, indem er sich weigert, seine Steuerunterlagen zu veröffentlichen.
Pence und Kaine gelten als erfahrene Politiker, schillernde Persönlichkeiten sind sie nicht. Der 57-jährige Pence sass lange Jahre im Repräsentantenhaus, bevor er Gouverneur des Bundesstaates Indiana wurde. Der 58 Jahre alte Kaine vertritt Virginia im Senat, zuvor war er Gouverneur des Bundesstaates.
Scharfe Russland-Kritik
Überraschend übte Pence zudem scharfe Kritik an Russland. Er warf der Führung von Präsident Wladimir Putin vor, korrupt zu sein. «Die Provokationen durch Russland müssen mit amerikanischer Stärke beantwortet werden», sagte Pence.
«Wenn Russland sich weiterhin an barbarischen Angriffen auf Zivilisten in Aleppo beteiligt, müssen die USA darauf vorbereitet sein, das Assad-Regime militärisch anzugreifen, um eine humanitäre Katastrophe in Aleppo zu verhindern», sagte er.
Trump hatte sich in der Vergangenheit immer wieder bewundernd über Putin geäussert und sich für eine Kooperation mit Russland in Syrien stark gemacht. Allerdings stammen diese Äusserungen aus einer Zeit, bevor die USA in dieser Woche den Dialog mit Russland über den Bürgerkrieg abgebrochen hatten.
Vorwürfe an Kampagnenführung
Beide Vizekandidaten erhoben den Vorwurf, dass das gegnerische Lager eine auf Beleidigungen basierende Kampagne betreibe. Kaine beschuldigte Trump, von egoistischen Zielen getrieben zu sein. Der Immobilienmogul setze «immer sich selbst an die erste Stelle». Seine geschäftliche Karriere habe er «auf dem Rücken kleiner Leute» aufgebaut. Während seiner Wahlkampagne habe er dann Immigranten und Frauen beschimpft.
Pence konterte, indem er Clintons Bemerkung aufgriff, die Hälfte der Trump-Anhänger seien «beklagenswerte» Menschen. Diese Äusserung sei eine wesentlich schlimmere Beleidigung als alles, was Trump im Laufe seines Wahlkampfs gesagt habe. Die Demokratin hatte die Bemerkung im Nachhinein selbst bedauert.
Pence griff Clinton auch heftig wegen ihrer Bilanz als frühere Aussenministerin an. Während ihrer Amtszeit sei die Terrormiliz Islamischer Staat (IS) erstarkt und der Nahe Osten «ausser Kontrolle» geraten. Diese Entwicklungen seien das Resultat ihrer «schwachen Aussenpolitik».
Clinton und Trump treten vor der Wahl am 8. November noch zwei Mal gegeneinander an. Ihr nächstes Duell findet in der Nacht zum Montag statt.