Der erbittert geführte Machtkampf um den Vorsitz der grössten französischen Oppositionspartei UMP ist vorerst entschieden. Die interne Wahlkommission erklärte am Abend den früheren Fraktionschef Jean-François Copé zum Sieger.
Er schlug seinen Herausforderer, den früheren Premierminister François Fillon, mit einem hauchdünnen Vorsprung und erreichte 50,03 Prozent, respektive 87’388 Stimmen. Fillon erreichte mit 87’290 Stimmen ein Ergebnis von 49,97 Prozent.
Der 48-jährige Copé tritt damit die Nachfolge von Nicolas Sarkozy an. Dieser war bis zu seiner Niederlage bei der Präsidentenwahl im Mai unumstrittene Führungsfigur der Partei mit rund 300’000 Mitgliedern.
24 Stunden offen
Der Ausgang der Urwahl vom Sonntag war mehr als 24 Stunden lang offen. Die Wahlkommission der UMP hatte in der Nacht gegen vier Uhr die Auszählung der Stimmen unterbrochen und setzte diese erst am Montagvormittag um zehn Uhr fort.
Die Abstimmung über Sarkozys Nachfolge als Parteivorsitzender stürzte die UMP damit ins Chaos. Sowohl Fillon als auch Copé erklärten sich in der Nacht gleichermassen zum Wahlsieger, beide Lager warfen sich gegenseitig Wahlbetrug vor.
Parteigrössen wie Ex-Regierungschef Alain Juppé warnten angesichts der erbittert geführten Auseinandersetzung zwischen Copé und Fillon vor einer Spaltung der Partei. Copé rief Fillon nach der Verkündung des Ergebnisses an und rief ihn zur Zusammenarbeit auf.
Gegenseitige Vorwürfe
Bereits während der Wahl am Sonntag hatte es Aufregung gegeben; viele Parteimitglieder hatten bei Schliessung der Wahllokale um 18 Uhr noch nicht gewählt, da die fast 650 Wahllokale nicht ausreichten. Manche Lokale blieben daher länger geöffnet.
Nach Auszählung der ersten Stimmen zeichnete sich am späten Sonntagabend ein Kopf-an-Kopf-Rennen zwischen dem 58-jährigen Fillon und dem zehn Jahre jüngeren Copé ab, obwohl Umfragen zuvor Fillon einen klaren Vorsprung vorausgesagt hatten.
Rasch kamen auch die ersten Vorwürfe von Wahlbetrug aus beiden Lagern. So hiess es aus dem Copé-Lager, in Fillon-Hochburgen wie Nizza seien mehr ausgezählte Stimmen registriert worden als Unterschriften von Wählern.
Erbitterter Wahlkampf
Fillon und Copé hatten sich in den vergangenen Monaten einen erbitterten Kampf um den Parteivorsitz geliefert. Fillon präsentierte sich dabei als Staatsmann. Copé setzte auf einen aggressiveren Kurs, der vielen Parteimitgliedern zu rechtslastig war.
Fillon und Copé haben beide Ambitionen auf eine Kandidatur für das Amt des Staatschefs. Der Posten des Parteivorsitzenden gilt als Sprungbrett dafür. Die nächste Präsidentenwahl findet 2017 statt. Sarkozy hatte die Wahl vor sechs Monaten gegen seinen sozialistischen Herausforderer François Hollande verloren.