Costa Rica sieht sich noch nicht am Ende seiner Reise. Auch gegen Holland wollen die Mittelamerikaner im heutigen Viertelfinal in Salvador (22.00 Uhr) Geschichte schreiben.
Bislang kam Costa Rica mit den europäischen Gegnern gut zurecht. Italien, England und Griechenland konnten das Überraschungsteam nicht stoppen. Auch deshalb sagt Captain Bryan Ruiz: «Holland ist ein starkes Team, aber ehrlich gesagt glaube ich, wir haben eine gute Chance.» Das Selbstvertrauen der «Ticos» ist in den letzten Wochen gewachsen, in etwa so stark wie die Wettquoten gesunken sind. Am Anfang des Turniers hätte man bei einem WM-Titel Costa Ricas das 500-fache des Einsatzes zurückbekommen, mittlerweile wäre es nur noch gut das 50-fache.
«Wir träumen davon Geschichte zu schreiben», sagt Junior Diaz. «Das ganze Land steht hinter uns.» Im Internet gibt es Videos, die eindrücklich zeigen, welche Begeisterung während des Achtelfinals gegen Griechenland im kleinen, zwischen Nicaragua und Panama gelegenen Land herrschte. Ein Grossteil der fünf Millionen Einwohner schien das Weiterkommen auf den Strassen bejubelt zu haben.
An der Euphorie der Costa-Ricaner gibt es keine Zweifel, aber durchaus an ihrer körperlichen Verfassung. Diese gab in den letzten Tagen zu reden. Sind sie nach dem aufopferungsvollen, 120-minütigen Kampf gegen Griechenland, den sie zudem fast eine Stunde lang mit einem Spieler weniger bestreiten mussten, für den nächsten Exploit bereit?
Keylor Navas, der Goalie mit der besten Abwehrquote des Turniers (87 Prozent), musste wie einige seiner Mitspieler eine Trainingspause einlegen. «Sie sind alle müde, aber glücklich im Herzen», meinte Erick Sanchez, der Konditionstrainer, der im mittlerweile dem Andrang der Medienleute nicht mehr gewachsenen Pressesaal des FC Santos Rede und Antwort stand. Mit Roy Miller und dem gesperrten Oscar Duarte fallen zwei wichtige Spieler in der Defensive auf jeden Fall aus.
Auch die Holländer müssen mit Nigel de Jong (Leistenverletzung) einen bedeutenden Ausfall verzeichnen. Die ohnehin wiederholt etwas wacklig wirkende Defensive des dreimaligen WM-Finalisten wird durch den Ausfall des defensiven Mittelfeldspielers von Milan geschwächt. Bislang konnte sich Holland aber immer auf seine Offensive und den überragenden Arjen Robben verlassen. Gegen Mexiko, Australien und zum WM-Auftakt gegen Spanien sorgte sie jeweils nach einem Rückstand noch für die Wende.
«Wir haben einen starken Glauben an uns selbst», erklärte Wesley Sneijder. Begonnen hatte der holländische Höhenflug vor gut drei Wochen mit dem 5:1 gegen Spanien in Salvador, in der drittgrössten Stadt Brasiliens, wo die «Elftal» heute um den Halbfinal-Einzug spielt. Dass sie das gegen Costa Rica tut, hätte niemand erwartet. Die Gelegenheit scheint für Holland ideal. «Wir sind Favoriten», sagt Robben. «Aber Costa Rica hat uns beeindruckt. Es wird nicht einfach.»
Die möglichen Aufstellungen:
Holland – Costa Rica. – Samstag, 22.00 Uhr. – Arena Fonte Nova, Salvador. – SR Irmatow (Usb).
Holland: 1 Cillessen; 7 Janmaat, 2 Vlaar, 3 De Vrij, 4 Martins Indi, 15 Kuyt; 8 De Guzman, 10 Sneijder, 5 Blind; 11 Robben, 9 Van Persie.
Costa Rica: 1 Navas; 16 Gamboa, 2 Acosta, 4 Umaña, 3 Gonzalez, 15 Diaz; 17 Tejeda, 5 Borges; 7 Bolaños, 10 Ruiz; 9 Campbell.
Bemerkungen: Holland ohne De Jong und Fer (beide verletzt). Costa Rica ohne Duarte (gesperrt) und Miller (verletzt).