Die Bankenregulierung hat das Schweizer Finanzsystem laut Brady Dougan, dem Chef der Credit Suisse, stabiler gemacht. Die Schweiz habe ausgezeichnete Voraussetzungen, ein führendes Finanzzentrum zu bleiben.
Kurzfristig würden bei den Schweizer Banken zwar Stellen verloren gehen, sagte Dougan in einem Interview im „Tages-Anzeiger“ (Ausgabe vom Dienstag). „Langfristig überwiegen aus meiner Sicht aber die Chancen.“
Dougan betonte, die Credit Suisse habe von Beginn an akzeptiert, dass es Änderungen brauche – im Gegensatz zur Konkurrentin UBS, die sich gegen die neuen Regeln gestemmt habe. „Wir bekamen recht“, bilanzierte Dougan. Er beklagte, dass dies nicht anerkannt werde. Niemand differenziere zwischen den beiden Grossbanken.
Klare Regeln missachtet
Im Interview äusserte sich Dougan auch zum Steuerstreit mit den USA und zu den Anschuldigungen der amerikanischen Behörden gegen die Credit Suisse. „Wir hatten klare Regeln“, betont der 52-jährige Amerikaner. Offenbar hätten sich aber nicht alle Angestellten daran gehalten und teilweise weiter Konten von Kunden zu verstecken versucht. Der Steuerstreit zwischen der Schweiz und den Vereinigten Staaten sei letztlich ein begrenztes Problem und nicht ein grundlegendes Zerwürfnis.
Dougan zeigte sich trotz der jüngsten Entwicklungen von der Zukunft des Schweizer Finanzplatzes überzeugt. „Am Ende wird sich das Schweizer Banking wegen seines Qualitätsanspruchs durchsetzen, auch ohne den Vorteil des Bankgeheimnisses.“
Über die Occupy-Bewegung sagte Dougan, sie vertrete „sehr berechtigte Anliegen“. Er stimme den Protestierenden zu, dass verhindert werden müsse, dass Banken vom Staat gerettet werden. „Wir kennen unsere Verantwortung für die Gesamtwirtschaft und wollen nicht ein Geschäft betreiben, das nur einer Elite dient“, erklärte er.