Die Credit Suisse (CS) hat zwischen Juli und September mit 454 Millionen Franken überraschend wenig Reingewinn geschrieben. Die zweitgrösste Schweizer Bank spürte das traditionell eher lahme dritte Quartal, in dem der Anleihenhandel schwach war.
Mit ihrem Ergebnis, das sie am Donnerstag präsentierte, übertrifft die CS ihr Vorjahresergebnis um 200 Mio. Franken, verfehlt allerdings deutlich die Voraussagen der Analysten. Branchenexperten hatten für die zweitgrösste Schweizer Bank im Schnitt 803 Mio. Fr. Gewinn vorausgesagt.
Beim Vorsteuergewinn, wo die CS 685 Mio. Fr. ausweist (Vorjahr: 348 Mio. Fr.), hatten die Analysten laut der Finanznachrichtenagentur awp mit 1,15 Mrd. Fr. gerechnet. «Wir hatten ein tiefe Aktivität der Kunden in vielen unserer Geschäftsfelder», sagte Finanzchef David Mathers an einer Telefonkonferenz.
Kleineres Zinsengeschäft
In der Investmentbank, an der die CS im Gegensatz zur Konkurrentin UBS im grossen Umfang festhält, konnte ein gutes Abschneiden im Aktienhandel die Schwäche im Anleihengeschäft nicht wettmachen. Die tiefen Zinsen erschwerten das Geschäft, hiess es. Der Gewinn der Sparte (vor Steuern) fiel von 483 Mio. Fr. auf 229 Mio. Franken.
Die Bank verschreibt sich indessen einer gewissen Restrukturierung der Investmentabteilung. Konzernchef Brady Dougan kündigte eine Vereinfachung des Zinsengeschäfts an. Indem die CS das Geschäft verkleinert, will sie die Profitabilität der Einheit verbessern.
Die Restrukturierung dürfte Kapital freisetzen, das bisher in diesem Geschäft gebunden, war, hiess es. Indem die Bank weiter Risiken aus den Büchern des Handelshauses wirft, kann sie Kapital neu verwenden. Die Mittel sollen dazu dienen, die Vermögensverwaltung für wohlhabende und reiche Privatkunden weiter auszubauen.
Dougan trimmt die einzelnen Abteilungen auf eine klarere Abgrenzung zwischen strategischen und nicht-strategischen Geschäften. Die nicht-strategischen Teile der Bank müssen demnach beim Sparen aufs Tempo drücken, während sie gleichzeitig auf weniger Kapital zurückgreifen können.
Hoher Geldzufluss
In der Vermögensverwaltung konnte die CS die wiederkehrenden Kommissions- und Gebührenerträge steigern, verbuchte aber auch einen tieferen Zinsenerfolg. Die Kunden zeigten sich eher zurückhaltend, nachdem sie die CS im Frühsommer noch mit einer hohen Zahl an Handelsaufträgen versorgt hatten.
Dies ist zumindest zum Teil saisonal bedingt: In der Ferienzeit kommunizieren viele Kunden weniger häufig mit ihrem Bankberater. Die Unsicherheit über die Geldpolitik der USA und das Gezerre um die Staatsfinanzen und die Schuldenobergrenze in Washington verunsicherten die Kunden ebenfalls.
Bei den Kostensenkungen in der Vermögensverwaltung habe es hingegen Fortschritte gegeben, teilte die Bank weiter mit. Der Vorsteuergewinn der Sparte erhöhte sich von 936 Mio. auf 1,02 Mrd. Franken.
Der Neugeldzufluss belief sich im dritten Quartal unter dem Strich auf 8,1 Mrd. Franken. Im Vorjahr hatte sie 5,3 Mrd. Fr. eingesammelt, während sich der Betrag im Vorquartal auf 7,6 Mrd. Fr. belaufen hatte. Erneut nahm die CS viel Geld aus den Schwellenländern und von superreichen Kunden entgegen, also dort, wo sie erklärtermassen weiter wachsen will.
Sparziel erhöht
Weiter teilte die Bank mit, dass sie ihr Sparziel bis Ende 2015 auf 4,4 auf 4,5 Mrd. Fr. erhöht habe. Bis Ende September hat sie den Aufwand um 3 Mrd. gesenkt. Das Sparprogramm wurde im Sommer 2011 lanciert und ist seitdem schrittweise ausgeweitet worden, was Stellen kostet.
Ende September hatte die CS nach eigenen Angaben 46’400 Mitarbeiter. Zwei Jahre zuvor waren es noch 50’700 gewesen.