Die Credit Suisse ist relativ gut ins Jahr gestartet. Gegenüber dem Vorjahr konnte sich die Grossbank im ersten Quartal klar steigern. Der Geschäftsgang wurde etwa von Entscheiden der Europäischen Zentralbank (EZB) und der Schweizerischen Nationalbank (SNB) geprägt.
Für Brady Dougan, den abtretenden Chef, waren es am Dienstag die letzten Quartalszahlen, die er für die Credit Suisse (CS) präsentieren konnte. Beim Halbjahresergebnis wird schon sein Nachfolger Tidjane Thiam Auskunft geben.
Dougan blieb sich wie zu erwarten war auch bei seiner letzten offiziellen Telefonkonferenz treu. Er sprach von «strong performance» (starke Leistung), von «major improvements» (erhebliche Fortschritte), und auch das immer wiederkehrende «momentum» durfte nicht fehlen.
Die Grossbank hat im ersten Quartal den Nettoertrag gegenüber dem Vorjahresquartal um 3 Prozent auf 6,67 Milliarden Franken und den Reingewinn um 23 Prozent auf 1,05 Milliarden Franken steigern können. Ebenso gelang es der Bank in den ersten drei Monaten, mehr neues Geld anzuziehen als vor Jahresfrist. Mit 17,0 Milliarden hat die CS sowohl das Vorjahres- wie das Vorquartal deutlich übertroffen (13,7 Milliarden respektive -3,0 Milliarden Franken).
Investmentbank im Hoch
Diese Steigerung gelang der Bank dabei vor allem dank der Investmentbank. Sie konnte ihr Ergebnis vor Steuern um 14 Prozent auf 945 Millionen Franken steigern. Der zweite Geschäftsbereich dagegen, das Vermögensverwaltungsgeschäft, schnitt schlechter ab. Der Gewinn vor Steuern sank um 18 Prozent auf 834 Millionen Franken. Beide Ergebnisse sind auch ein Resultat von Entscheidungen zweier Notenbanken.
So hat die Europäische Zentralbank mit ihrem Quantitative-Easing-Programm (QE) zu einem besseren Resultat in der Investmentbank geführt. Die Vermögensverwaltung dagegen hat darunter gelitten, dass die Schweizerische Nationalbank (SNB) Mitte Januar die Euro-Untergrenze auf- und Negativzinsen auf Bankeinlagen erhob.
So hat die Investmentbank gemäss CS-Finanzchef David Mathers davon profitiert, dass mit der Geldschwemme der EZB und den Negativzinsen der SNB festverzinsliche Wertpapiere für Kunden attraktiver wurden. Mit ihren Entscheiden haben die zwei Notenbanken aber auch für zusätzliches Auf und Ab an den Finanzmärkten gesorgt, was sich positiv auf das Handelsgeschäft der Investmentbank auswirkte.
Frankenaufwertung dämpft Vermögensverwaltung
In der Vermögensverwaltung bedeuteten die Entscheidungen der SNB dagegen auch Gegenwind. Die Credit Suisse hatte zwar bereits im Februar umfassende Massnahmen zur Dämpfung der Auswirkung der Frankenaufwertung eingeleitet, die laut Mathers auch erfolgreich waren.
Dennoch begrenzte diese Aufwertung die Gewinnchancen in diesem Geschäftsbereich. So hat laut Medienmitteilung die Aufwertung im Vergleich zum Vorquartal zu tieferen Einnahmen geführt. Gebremst hat das Vermögensverwaltungsgeschäft jedoch auch das schlechtere Abschneiden in den Bereichen Firmengeschäft und Asset Management.
Ein besseres Resultat dagegen hat die Vermögensverwaltung für Privatkunden erreicht. Hier erzielte die CS mit 636 Millionen Franken einen um 10 Prozent höheren Gewinn vor Steuern als im ersten Quartal des Vorjahres, was ebenfalls mit den Entscheiden der SNB und der EZB zu tun hat. Wie in der Investmentbank haben die Negativzinsen in der Schweiz und die sinkenden Zinsen in der Eurozone dazu geführt, dass die Kunden vermehrt Wertpapiere kauften und handelten.
Nicht steigern konnte sich die CS dagegen bei den Neugeldern in diesem Geschäftssegment. Insgesamt sind der Grossbank in den ersten drei Monaten 7,0 Milliarden Franken neues Geld von Privatkunden zugeflossen. Im Vorjahr waren es noch 10,6 Milliarden Franken.
Steuersünder zogen weniger Geld ab
Dabei hat die CS diesmal nicht unter einem besonders starken Abfluss von Geldern aus Europa gelitten. Insgesamt haben Steuersünder lediglich 1,4 Milliarden Franken abgezogen. Mathers bestätigte dennoch den Ausblick für das Gesamtjahr: Die Bank erwartet weiterhin einen Abfluss zwischen 10 und 15 Milliarden infolge der «steuerlichen Regularisierung von Kundengeldern», wie es die Bank in ihrer Mitteilung nennt.
Einen leichten Rückschlag musste die CS auch bei der Kernkapitalquote (CET1 look-through) hinnehmen. Sie ist gegenüber Ende 2014 von 10,1 auf 10,0 Prozent gesunken. Dieser Rückgang sei auf Währungseffekte, Aktienkäufe für Mitarbeiterbeteiligungspläne und neue Vorschriften bei der Berechnung der risikogewichteten Aktiven zurückzuführen, sagte Mathers.
Zusätzliche Mittel durch eine Kapitalerhöhung brauche die Bank trotzdem nicht, sagte Dougan. «Wir glauben weiterhin, dass wir das notwendige Kapital aus eigener Kraft generieren können.»
An der Börse verlor die CS-Aktie bis 15.30 Uhr 1,4 Prozent. Die Kursverluste werden am Markt vor allem mit Gewinnmitnahmen erklärt.