Credit Suisse rechnet mit weiterem Schuldenschnitt für Griechenland

In der griechische Schuldenkrise rechnet die Credit Suisse mit einem weiteren Schuldenschnitt. Bluten müssten dabei vor allem die öffentlichen Gläubiger. Einen Austritt Athens aus der Eurozone erwartet die Grossbank derzeit nicht.

Verarmte griechische Rentnerin bietet Taschentücher zum Verkauf an (Archiv) (Bild: sda)

In der griechische Schuldenkrise rechnet die Credit Suisse mit einem weiteren Schuldenschnitt. Bluten müssten dabei vor allem die öffentlichen Gläubiger. Einen Austritt Athens aus der Eurozone erwartet die Grossbank derzeit nicht.

Die Wahrscheinlichkeit eines Ausscheidens von Griechenland aus der Gemeinschaftswährung habe sich verringert, sagte CS-Ökonom Oliver Adler am Freitag in Zürich. Die Stimmen europäischer Politiker, die noch im Sommer mit einem Austritt Athens geliebäugelt hatten, seien nicht mehr zu hören.

Damals hatte etwa der deutsche Wirtschaftsminister Philipp Rösler gesagt, ein Bankrott und ein Ausscheiden Griechenlands hätten ihren Schrecken verloren. Der lettische Finanzminister Andris Vilks hatte gar einen Rauswurf des Krisenstaats gefordert.

Neuer Schuldenschnitt nötig

Die Kosten, die Griechen in der Eurozone zu halten seien immer noch geringer als die Kosten eines Austritts, sagte Adler. Teuer wird es aber auf jeden Fall.

„Alle Welt weiss, dass die Griechen ihre Schulden nicht bezahlen können und dass man Geld nachschiessen muss“, sagte Adler. Deshalb werde man nächstens einen erneuten Schuldenschnitt machen müssen. Bereits im Frühjahr hatte Athen einen Schuldenerlass mit privaten Gläubigern vereinbart, die auf insgesamt 107 Mrd. Euro verzichteten.

Damit schrumpfte der Schuldenberg vorübergehend auf rund 270 Mrd. Euro. Mittlerweile ist er aber wieder auf über 330 Mrd. Euro angewachsen, was angesichts einer ständig weiter schrumpfenden jährlichen Wirtschaftsleistung von unter 200 Mrd. Euro als nicht tragbar gilt.

Ohne die Perspektive einer mittelfristigen Schuldentragbarkeit von Griechenland darf der Internationale Währungsfonds (IWF) aber keine weiteren Hilfskredite mehr an Athen zahlen. Deshalb drängt der IWF auf einen Verzicht vor allem der öffentlichen Geldgeber, auf die etwa zwei Drittel der griechischen Gesamtschulden entfallen. Dieser Forderung schloss sich Adler an.

EZB gefordert

Eine Option wäre, dass Griechenland Geld bekäme, um ausstehende Schuldpapiere zurückzukaufen, sagte der CS-Ökonom. Eine andere Variante wäre, dass die Europäische Zentralbank (EZB), in deren Kellern sich griechische Staatsanleihen türmen, auf Zinszahlungen verzichte. Man könne auch die Laufzeiten verlängern, was de facto einem Schuldenschnitt gleichkomme.

Schliesslich sei es eine politische Frage: Nachdem das griechische Parlament diese Woche den neuen Sparmassnahmen zugestimmt habe und am Wochenende wahrscheinlich das Budget verabschieden werde, sei es sehr schwierig für die Troika zu verkünden: „Jetzt schmeissen wir Euch raus“, sagte Adler. Das sei politisch nicht machbar.

Um aus der Krise zu kommen, brauche die Euro-Zone angesichts der weiter wachsenden Schuldenberge der Südländer eine Schuldengarantie und eine lockere Geldpolitik der EZB, damit die gebeutelten Staaten weniger hohe Risikoaufschläge zahlen müssten. Zudem plädierte Adler für eine weniger restriktive Sparpolitik der Staaten. Denn die Kombination von hohen Zinszahlungen und harten Sparmassnahmen schwäche die Wirtschaft weiter.

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