Die Umbesetzung an der Unternehmensspitze soll bei der Grossbank Credit Suisse zu keinem fundamentalen Strategiewechsel führen. Die bereits kommunizierten Ziele der Bank blieben bestehen, sagte CS-Präsident Urs Rohner an einer Medienkonferenz in Zürich.
Rohner merkte zwar zuerst an, dass anlässlich der Ernennung des neuen Unternehmenschefs nicht der Zeitpunkt sei, Details über die Geschäftsstrategie zu erörtern. Er bestätigte jedoch die zuletzt gemachten Aussagen zur Zukunft der Bank.
So soll die CS im Vermögensverwaltungsgeschäft wachsen, das Kapitalpolster aufbauen und das Geschäftsrisiko reduzieren. «Es ist klar, dass wir diesen Weg weitergehen», sagte Rohner. Ein fundamentaler Strategiewechsel sei nicht vorgesehen.
Der designierte neue CS-Chef, Tidjane Thiam, selbst wollte sich zur Frage nach allfälligen Anpassungen der Unternehmensstrategie nicht äussern. Der neue CEO, der in die Schweiz ziehen will, soll laut Rohner eine «übliche Entschädigung für eine solche Position» erhalten. Eine Summe nannte der Präsident nicht.
Rücktritt nach acht Jahren
Am Dienstagmorgen hatte die Credit Suisse angekündigt, dass CEO Brady Dougan Ende Juni nach acht Jahren zurücktreten werde. Spekulationen über einen Rücktritt von Dougan hatte es in den letzten Jahren immer wieder gegeben.
Der US-Amerikaner hatte 2007 die Konzernleitung der Credit Suisse (CS) von Oswald Grübel übernommen. Er führte die Grossbank damit durch die Finanzkrise.
Dougan habe die CS in den vergangenen Jahren trotz sehr anspruchsvoller Rahmenbedingungen und erheblichem Gegenwind auf Kurs gehalten und zusammen mit der Geschäftsleitung auch schwierigste Herausforderungen gemeistert, wird Verwaltungsratspräsident Rohner denn auch in der Mitteilung zitiert. Dougan sagte seinerseits, es sei für ihn «der richtige Zeitpunkt gekommen, die Aufgabe des CEO abzugeben».
Kritik wegen hohem Lohn
Dougan war allerdings auch wegen exorbitanten Lohnbezügen in der Kritik gestanden – so hatte er 2010 zusätzlich zu seinem branchenüblichen Gehalt einen Bonus von 71 Millionen Franken erhalten. In den letzten Jahren war ihm zudem vermehrt vorgeworfen worden, dass die CS ihr Geschäftsmodell weniger stark umstellte als etwa die UBS und stärker am Investment-Banking festhielt.
Kritik und gar eine Rüge der Nationalbank erhielt die CS nicht zuletzt wegen einem deutlich langsameren Aufbau der Eigenkapitaldecke als andere Institute. Insgesamt hatte sich auch der CS-Aktienkurs schwächer entwickelt als derjenige der Konkurrenten.
Nachfolger von extern
Dougans Nachfolger Thiam sei im Rahmen eines sorgfältigen Auswahlprozesses, in den sowohl interne als auch externe Kandidaten einbezogen waren, vom Verwaltungsrat ausgewählt worden, hiess es.
Thiam ist in der Elfenbeinküste geboren und wuchs in Frankreich auf. Dort studierte er auch. Nach einer mehrjährigen Tätigkeit bei McKinsey in Paris und New York arbeitete er in der Elfenbeinküste für die Regierung, zuletzt als Minister für Planung und Entwicklung, bevor er als Partner zu McKinsey nach Paris zurückkehrte.
Von 2002 bis 2008 war Tidjane Thiam gemäss Credit Suisse in leitenden Funktionen für die Versicherungsgesellschaft Aviva tätig. Beim britischen Versicherer Prudential war er zuerst Finanzchef, ehe er 2009 die Konzernleitung übernahm.
Thiam ist verheiratet, Vater von zwei erwachsenen Kindern und spricht Englisch, Französisch und Deutsch. Er ist Bürger von Frankreich und der Elfenbeinküste.