Dem sogenannten Rinderwahnsinn (BSE) beim Rind entspricht beim Menschen die moderne Variante der Creutzfeldt-Jakob-Krankheit (vCJD). Nun decken britische Wissenschaftler auf, dass der CJD-Erreger in Grossbritannien weiter verbreitet ist als bislang vermutet.
Eine Londoner Studie, die in der jüngsten Ausgabe des «British Medical Journal» veröffentlicht wird, deutet darauf hin, dass bei den Briten jeder 2000. Bürger den Erreger – ein verformtes Protein – in sich trägt, selbst wenn die wenigsten bislang die Krankheit entwickelten. Das Forscherteam kam zu dieser Hochrechnung, indem die herausoperierten Organe nach 32’441 Blinddarm-Operationen untersucht wurden.
Die neue Variante der Creutzfeldt-Jakob-Krankheit (vCJD) tritt recht selten auf. Bei der tödlichen Krankheit zerstören die Erreger, sogenannte Prionen, das Gehirn, das sich dann schwammartig auflöst. Dies führt zu ähnlichen Symptome wie beim Rinderwahnsinn.
Es wird davon ausgegangen, dass Opfer sich durch den Verzehr von BSE-verseuchtem Rindfleisch angesteckt haben. Der Höhepunkt der Gefährdung bestand Ende der 1980er und Anfang der 1990er Jahre, danach wurden drastische Gegenmassnahmen in der Viehzucht ergriffen.
In Zürich Prionen erforscht
Die Creutzfeldt-Jakob-Krankheit kann noch Jahrzehnte nach der Infektion auftreten. Bislang gab es in Grossbritannien 177 tödliche Erkrankungen – während vermutlich Millionen der Gefährdung durch die BSE-Erreger ausgesetzt waren. Ausserhalb Grossbritanniens wurden 51 tödliche Erkrankungen registriert.
Die Studie hat das Team um Sebastian Brandner vom University College London verfasst, der früher in der Gruppe von Adriano Aguzzi an der Uni Zürich tätig war. Sie beruht auf den Daten von Blinddarm-Operationen aus 41 verschiedenen Spitälern. In 16 Fällen wurden die vCJD-Erreger festgestellt.
Bislang war davon ausgegangen worden, dass nur etwa jeder 4000. Brite den Erreger in sich trägt. Die Verfasser der jüngsten Studie wiesen darauf hin, dass auch künftig streng darüber gewacht werden müsse, die Zahl der Creutzfeldt-Jakob-Erkrankungen nicht durch Bluttransfusionen und mangelnde Vorsicht bei Operationen zu erhöhen.