Portugal und Mexiko sind beim Confederations Cup auf Halbfinalkurs. Der Europameister besiegt den WM-Gastgeber Russland 1:0, der Cold-Cup-Gewinner ringt Neuseeland 2:1 nieder.
Die Madrider Steuerbehörde wird ihn in diesem Sommer womöglich stoppen, die Sbornaja hingegen düpierte er: Cristiano Ronaldo sorgte mit seinem frühen Treffer für die entscheidende Differenz. Für den Gastgeber der nächsten WM ist das frühzeitige Out wohl nur mit einem Effort gegen Olympiasieger Mexiko zu verhindern.
In Madrid setzt die Staatsanwaltschaft Druck auf. Ende Juli muss der weltbeste Stürmer vor dem Richter erscheinen, die Vorwürfe sind beträchtlich, gegen 14,7 Millionen Euro soll der Real-Superstar vor dem Fiskus verschleiert haben. Ronaldo mimt seit der Vorladung der Justiz den Gekränkten, kokettiert nach einer weiteren fabelhaften Saison mit dem sofortigen Abgang beim spanischen Meister.
Mutmassungen und von iberischen Medien womöglich aufgebauschte Zitate kursierten. Der Betroffene selber schwieg seither, kommentieren mochte er auch im Rahmen des Confederations Cup nichts. Reals Klubchef Florentino Perez hingegen stärkte ihm mit etwas Verzögerung den Rücken: «Ich muss ihn verteidigen, was auch immer es kostet: als Spieler und auch als Mensch.»
Womöglich hat er den präsidialen Support nötiger denn je. Der «Spiegel» erhielt von der Enthüllungsplattform «Football Leaks» einen brisanten Vertragsentwurf zugespielt, der offenbar den Verdacht erhärtet, wonach Ronaldo und seine Anwälte die spanischen Ermittler bewusst mit einer angeblichen Rückdatierung eines Dokuments in die Irre geführt haben sollen. «Ronaldo unter Betrugsverdacht», titelte das deutsche Nachrichten-Magazin.
Die Staubentwicklung ist gigantisch, «CR7» bestimmt im Sport derzeit die Agenda der Schlagzeilen-Produzenten nahezu solo. Wie der ausserhalb des Rasens unter Beschuss geratene Captain Portugals auf dem Platz mit seiner ungemütlichen Situation umgeht, ist erstaunlich: gelassen, fokussiert, unberührt.
Mit seinem 74. Treffer im 141. Spiel für die Landesauswahl führte er die Lusitaner nach dem spektakulären 2:2 gegen Mexiko zum ersten Erfolg an der Generalprobe für die Endrunde im kommenden Sommer. Eine Flanke des Dortmunders Raphaël Guerreiro verwertete der vierfache Weltfussballer per Kopf (8.) .
Vor über 42’000 Zuschauern setzte Ronaldos Equipe weitgehend die Akzente, im Finish drosselte sie ihr Engagement indes spürbar und verwaltete das Ergebnis im ähnlich minimalistischen Stil des letzten EM-Turniers in Frankreich.
Russland, im oberen Segment des internationalen Fussballs seit dem EM-Halbfinalvorstoss 2008 nicht mehr vertreten, erzeugte erst in den letzten 15 Minuten Druck. In jener Phase deuteten die Osteuropäer vereinzelt an, dass ihre verjüngten Hoffnungsträger vor einem durchaus begeisterungsfähigen Publikum an guten Tagen eine vernünftige Rolle spielen könnten.
Tumultartige Szenen
Mexikos Trainer Juan Carlos Osoria experimentierte gegen den robusten Aussenseiter Neuseeland und nahm im Vergleich zum Startspiel acht Umstellungen vor. Mit entsprechender Verzögerung kam «El Tri» auf Touren. Benfica-Stürmer Raul Jimenez und Oribe Peralta, 2012 in bei den Sommerspielen im Final gegen Brasilien Doppel-Torschütze, wendeten mit ihrer späten Doublette (54./72.) eine unliebsame Überraschung ab.
Ganz ohne Zwischentöne verlief das Duell nicht. Nach dem frühen Ausfall des künftigen Frankfurter Abwehrchefs Carlos Salcedo, der nach einem Rempler des Kiwi-Captains Chris Wood mit einer Schulterverletzung vom Feld getragen worden war, beschimpfte der mexikanische Coach seinen Amtskollegen übel. In der hektischen Schlussphase verloren nach einem Foul beidseits mehrere Akteure erneut die Nerven. Trotz Hilfe der Video-Bilder verschonten der Referee und seine überforderten Supervisor-Assistenten die (Faust-)Kämpfer und Treter – nur Gelb statt Rot für die «All Whites» und «El Tricolor» nach dem allgemeinen Tumult.