Urs Rohner, den Verwaltungsratspräsidenten der Credit Suisse, hat sich an der Generalversammlung seiner Bank trotz scharfer Kritik auf der ganzen Linie durchgesetzt. Zum Schluss erhielt er sogar noch Lob.
Und dieses kam sogar von ungewohnter Seite. Bevor oder auch nachdem sie Rohner mit Kritik eindeckten, bezeichneten nicht weniger als drei Aktionäre Rohner als sympathische Erscheinung.
So zum Beispiel Martin Heinrich, der mit seiner Kletterpartie auf das Rednerpult für den komödiantischen Höhepunkt dieser Aktionärszusammenkunft sorgte. Er musste sichtlich erstaunt zugeben, dass Rohner nicht dem Image eines Abzockers und kalten Bankmanagers entsprach.
«Sie sind mir sympathisch, auch wenn ich nicht alle ihre Meinungen teile», sagte auch der unverwüstliche Kleinaktionär und notorische Generalversammlungsredner Hermann Struchen. Rohner, wie immer souverän, erwiderte jeweils lächelnd die Sympathieerklärung. Er hatte auch gut lachen. Er und der Verwaltungsrat haben sich in sämtliche Abstimmungen durchgesetzt.
Sogar beim besonders umstrittenen Vergütungsbericht scharte Rohner mit 79,3 Prozent Ja-Stimmen eine satte Mehrheit hinter sich. Auch seine Wiederwahl als Präsident war völlig ungefährdet, genau so wie die zwei neuen Vorschläge für die Besetzung des Verwaltungsrates. Alexander Gut, der Sohn des CS-Übervaters Rainer Gut und der aus der Beratungsbranche stammende US-Bürger Joaquin Ribeiro erhielten über 94 Prozent der Aktienstimmen.
Widerstand nur aus der Schweiz
Im Vorfeld der Generalversammlung und auch an der Generalversammlung selbst gab es zwar viel Kritik. Doch der Verwaltungsrat hatte sich die Zustimmung der grossen und wichtigen Aktionäre bereits zuvor sichergestellt. So empfahl zum Beispiel auch der US-Aktionärsberater ISS ein Ja zu allen Traktanden.
Widerstand kam fast nur aus der Schweiz. So warben die Aktionärsvertreter Ethos und Actares aber auch Thomas Minder, der Vater der Abzockerinitiative, an der Generalversammlung für eine Ablehnung aller Vergütungs-Anträge.
«Dass die CS in einem Debakeljahr noch Millionenboni zahlt, ist an Dreistigkeit nicht zu überbieten», sagte zum Beispiel Minder, der damit auf den Umstand anspielte, dass die Credit Suisse 2015 einen Verlust von fast 3 Milliarden Franken eingefahren hat.
Ebenfalls für viel Unmut sorgte bei den anwesenden Aktionären, dass der neue CS-Chef Tidjane Thiam 14,3 Millionen Franken zur Kompensation für entgangene Boni bei seinem früheren Arbeitgeber Prudential erhalten hat.
Rohner nutzte die Generalversammlung auch dafür, Kritik zurückzuweisen und sich zu rechtfertigen. Der Hauptvorwurf an den Verwaltungsratspräsidenten lautet, dass er den jetzt angepackten Umbau der Grossbank schon längst hätte einleiten müssen.
«Mit der Neuausrichtung der Credit Suisse, die wir seit Oktober 2015 vorantreiben, haben wir ein neues Kapitel in der über 160-jährigen Geschichte unserer Gesellschaft aufgeschlagen», sagte er. «Das heisst aber nicht, dass wir die Jahre zuvor untätig gewesen sind.»
Altlasten an später Restrukturierung schuld
Tatsächlich habe er die Entwicklung der Bank schrittweise vorangetrieben, sagte Rohner. Vor der Umgestaltung der Bank hätten jedoch er und die Bank sich vor allem mit dem Aufbau von Eigenkapital und mit der Bereinigung der Altlasten wie zum Beispiel dem US-Steuerstreit befassen müssen. «Die Auseinandersetzung haben uns, wie die meisten Schweizer Banken, lange Zeit stark beschäftigt», sagte er.
Den Umstand, dass die UBS den Umbau der Bankstruktur deutlich früher angepackt hatte, liess er dabei unerwähnt. Gesagt hat er jedoch, was sicher auch für die UBS gilt. «Die Neuausrichtung einer globalen Bank mit einer grossen Bankbilanz ist ein ausgesprochen komplexes und jahrelanges Unterfangen», erklärte Rohner. Er warb denn auch für Geduld.