Credit Suisse-Chef Tidjane Thiam erhält Unterstützung von einem Grossaktionär der Bank. Gleichzeitig spart dieser nicht mit Kritik am Verwaltungsrat.
Nach Ansicht von David Herro, Investmentchef des US-Vermögensverwalters Harris Associates, trifft Thiam die richtigen Entscheidungen. Durch den Umbau werde das Risiko im Investmentbanking verringert und das freigesetzte Kapital stattdessen in den Ausbau der Vermögensverwaltung gesteckt.
Diese Strategie hätte schon vor zwei bis drei Jahren umgesetzt werden müssen, sagte Herro in einem Interview in der Zeitung «Finanz und Wirtschaft» vom Mittwoch. Zwar habe schon Thiams Vorgänger Brady Dougan das Investmentbanking verkleinern wollen, dies aber eindeutig nicht schnell genug gemacht.
Harris Associates hält 4,2 Prozent der CS-Aktien. Die Stimme des Fondshauses hat deshalb Gewicht.
Kritik am Verwaltungsrat
Angesprochen auf die strategische Verantwortung des Verwaltungsrats sagte Herro, dass es offensichtlich ein Problem in der Bank gegeben habe. In einem komplizierten Finanzinstitut wie der Credit Suisse brauche es Personen im Aufsichtsgremium, die das Geschäft verstehen und sicherstellen, dass es nicht mehr zu solchen Patzern komme, gab Herro zu bedenken. Eine Verstärkung des Verwaltungsrats sei deshalb wohl nötig.
Von seinem Vorgänger Brady Dougan hat Thiam ein schwieriges Erbe übernommen. So war der Grund für den Milliardenverlust im vergangenen Jahr eine Wertberichtigung auf eine Akquisition im Jahr 2000. Und nicht zuletzt hinterliess Dougan seinem Nachfolger eine Reihe von Rechtsstreitigkeiten. Für solche legte die CS bis Ende 2015 1,61 Milliarden Franken beiseite.
Wegen der Anhäufung von Altlasten hatten sich zuletzt die Stimmen gemehrt, denen zufolge nach Dougan auch Verwaltungsratspräsident Urs Rohner seinen Sessel räumen sollte. Dieser scheint allerdings von der Kritik unbeeindruckt und will bei der Generalversammlung von Ende April erneut zur Wiederwahl antreten.