Der Herausgeber der türkischen Oppositionszeitung «Cumhuriyet», Akin Atalay, ist einen Tag nach seiner Festnahme in Untersuchungshaft genommen worden. Ein Gericht in Istanbul habe die U-Haft angeordnet, meldete die staatliche Nachrichtenagentur Anadolu am Samstag.
Atalay war am Freitag bei seiner Rückkehr aus Deutschland am Atatürk-Flughafen in Istanbul festgenommen worden. Die türkische Staatsführung geht seit dem gescheiterten Putsch Mitte Juli hart gegen oppositionelle Medien vor und liess vergangene Woche neun Mitarbeiter der Zeitung «Cumhuriyet» wegen «terroristischer Aktivitäten» inhaftieren.
Die Staatsanwaltschaft wirft der «Cumhuriyet» vor, in ihrer Berichterstattung den gescheiterten Militärputsch vom 15. Juli «legitimiert» und Straftaten zugunsten der verbotenen Arbeiterpartei Kurdistans (PKK) und der Bewegung des Predigers Fethullah Gülen begangen zu haben. Der türkische Staatschef Recep Tayyip Erdogan macht seinen früheren Verbündeten und jetzigen Erzfeind, den in den USA lebenden Gülen, für den Putschversuch verantwortlich.
170 Medien geschlossen
Der ehemalige «Cumhuriyet»-Chefredakteur Can Dündar war nach der Veröffentlichung eines Artikels im Mai 2015 über Waffenlieferungen des türkischen Geheimdienstes an die Terrormiliz Islamischer Staat (IS) in Syrien unter dem Vorwurf des Geheimnisverrats zu fünf Jahren und zehn Monaten Gefängnis verurteilt worden. Im Februar wurde er bis zum Berufungsverfahren auf freien Fuss gesetzt. Im Juli verliess Dündar die Türkei und lebt seither in Deutschland.
Laut der Türkischen Journalistenvereinigung (TGC) wurden seit dem gescheiterten Putsch 170 türkische Medien geschlossen, 105 Journalisten festgenommen und 777 Presseausweise für ungültig erklärt. Auf einer Skala der Organisation Reporter ohne Grenzen belegt die Türkei bei der Pressefreiheit für das Jahr 2016 den 151. Platz von 180 Ländern.