Die Unsicherheit nimmt zu im Autogeschäft. Der schwächelnde chinesische Automarkt und die Aussicht auf ein eher maues US-Geschäft lassen den deutschen Autokonzern Daimler vorsichtiger werden. Daimler rechnet nach dem Rekordjahr 2015 mit einem schwächeren Wachstum.
«Wir streben an, das erreichte Niveau zu halten», sagte Daimler-Chef Dieter Zetsche am Donnerstag vor den Medien. Dazu soll auch der Verkaufsstart der neuen E-Klasse im April beitragen.
2015 war Daimler trotz Dieselskandals bei VW und der Schwäche des chinesischen Marktes seinem Ziel, die beiden Rivalen Audi und BMW bei Absatz, Umsatz und Ergebnis zu überrunden, näher gekommen. Der Rekordabsatz von knapp zwei Millionen verkauften Autos und ein leichtes Plus im Lastwagen-Geschäft verhalfen Daimler zu einem Umsatzplus von 15 Prozent auf 149,5 Milliarden Euro.
Starkes Gewinnplus
Unterm Strich verdiente der Autokonzern auch dank anhaltender Sparbemühungen 8,6 Milliarden Euro – fast ein Viertel mehr als im Vorjahr. In diesem Jahr rechnet Daimler nur noch mit einem leichten Plus bei Umsatz und operativem Gewinn. Ein Grund: Daimler wird für Werbung für die neue E-Klasse viel Geld in die Hand nehmen müssen.
Das boomende Pkw-Geschäft, mit dem Daimler mehr als die Hälfte seiner Umsätze macht, hatte zu dem Wachstum beigetragen. Mit einer operativen Rendite von zehn Prozent im laufenden Geschäft übertraf die Pkw-Sparte Daimlers langfristiges Ziel von neun Prozent.
Auch für dieses Jahr erwartet der Autobauer weltweit ein deutliches Absatzplus – obwohl der wichtige US-Markt wenig wachsen dürfte.
China als grösster Absatzmarkt
China ist inzwischen Daimlers grösster Automarkt – dort stemmte sich der Autobauer mit Erfolg gegen die Schwäche. Das dürfte sich nach den Worten von Zetsche trotz eines moderateren Plus im kommenden Jahr fortsetzen. «Wir trauen uns dort weitere Marktanteilsgewinne zu.»
Im Lastwagen-Geschäft gestaltet sich das allerdings deutlich schwieriger – dort rechnet Daimler nur mit einem Absatz und operativem Gewinn auf dem Niveau des Vorjahres. In Brasilien gebe es keine Aussicht auf Besserung – im Gegenteil: Daimler rechnet dort sogar mit einem weiteren Rückgang. Auch in Nordamerika, wo das Lkw-Geschäft 2015 zweistellig zugelegt hatte, erwartet Daimler nun schrumpfende Verkäufe.
Die Daimler-Mitarbeiter können sich nach dem Erfolgsjahr 2015 aber zunächst einmal auf mehr Geld freuen. Die Ergebnisbeteiligung fällt mit 5650 Euro deutlich höher aus als im vergangenen Jahr. Allerdings erhalten die Ergebnisbeteiligung nur gut 125’000 nach Tarifvertrag Beschäftigte in Deutschland. Weltweit arbeiten für den Autobauer 284’000 Menschen, davon etwa 170’000 in Deutschland.