Damaskus wehrt sich gegen Hilfsgüterauslieferung über die Türkei

Die syrischen Behörden haben sich am Dienstag geweigert, für die Auslieferung humanitärer Hilfsgüter über die türkische Grenze grünes Licht zu geben. Mehr als drei Millionen Menschen in den sechs nordsyrischen Provinzen warten deshalb weiter auf dringend benötigte Hilfe.

Russischer Hilfstransport im nordsyrischen Hafen von Latakia (Bild: sda)

Die syrischen Behörden haben sich am Dienstag geweigert, für die Auslieferung humanitärer Hilfsgüter über die türkische Grenze grünes Licht zu geben. Mehr als drei Millionen Menschen in den sechs nordsyrischen Provinzen warten deshalb weiter auf dringend benötigte Hilfe.

Aussenminister Didier Burkhalter prangerte gleichentags die „Hölle für mehr als fünf Millionen Syrer“ an. Er hatte in Genf das siebente Humanitäre Forum zu Syrien eröffnet. Zudem erinnerte Burkhalter die syrische Regierung an ihre moralische und gesetzliche Pflicht, den Helfern den Zugang zu erlauben und schnelle Hilfe für alle Opfer des Konflikts zu ermöglichen.

Die Helferinnen und Helfer vor Ort seien auf internationale Hilfsorganisationen angewiesen, betonte der Schweizer Aussenminister. Bern ist laut Burkhalter bereit, die Akkreditierung von Nichtregierungsorganisationen in Syrien technisch zu unterstützen.

Ein Lob der Schweiz richtete Burkhalter an die Nachbarländer Syriens. Zusammen mit den UNO-Gremien und dem Internationalen Komitee vom Roten Kreuz hätten sie mehr als 700’000 registrierte Flüchtlinge aufgenommen. „Diese Unterstützung ist wesentlich“, sagte er.

Mehr als 850’000 Flüchtlinge

Derweil steigt nach neusten UNO-Angaben die Zahl der Hilfsbedürftigen weiter an. Mehr als vier Millionen Menschen in Syrien bräuchten Hilfe, viermal mehr als vor einem Jahr.

250’000 Syrer seien allein in den vergangenen zwei Monaten in Nachbarländer geflüchtet. Das UNO-Hochkommissariat für Flüchtlinge zählt aktuell insgesamt 857’000 syrische Flüchtlinge.

Weitere Kampfhandlungen

Die Kämpfe in Syrien gingen auch am Dienstag weiter. In der Nähe des Präsidentenpalastes in Damaskus schlugen drei Mörsergranaten ein. Das berichteten Aktivisten der Revolutionsbewegung unter Berufung auf Augenzeugen. Aus mehreren Vierteln der syrischen Hauptstadt wurden zudem Kämpfe zwischen Rebellen und den Regierungstruppen gemeldet.

In der Provinz Aleppo lieferten sich Rebellen und die Regierungstruppen heftige Kämpfe rund um den Militärflughafen Kowaires. In den vergangenen Tagen hatten die Gegner von Präsident Baschar al-Assad bereits mehrere Stützpunkte der Luftwaffe und der Luftabwehr in der Provinz überrannt.

Während die staatlichen Medien weiter von Erfolgen der Armee gegen die „Terroristen“ berichteten, zählten die Regimegegner am Dienstag landesweit 78 Tote. In einem von Aufständischen kontrollierten Gebiet gab es einen Typhus-Ausbruch, der offensichtlich auf den Konsum verschmutzten Wassers aus dem Euphrat zurückzuführen war. Die Weltgesundheitsorganisation sprach von 2500 Typhus-Erkrankten.

Russland evakuiert Bürger

Derweil lieferte Russland 46 Tonnen Hilfsgüter nach Syrien, darunter Decken, Betten und Lebensmittel. Zwei Transportmaschinen nahmen auf dem Rückweg von der Hafenstadt Latakia russische Bürger mit, wie das Zivilschutzministerium in Moskau mitteilte.

Das Ausfliegen von Russen und Bürgern anderer ehemaliger Sowjetrepubliken aus Syrien könnte das Signal für ein Umdenken in Moskau sein, das bislang der syrischen Führung die Treue hielt.

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