Wie formt man aus einem festen Stück Blech komplexe 3D-Objekte wie einen Damenschuh oder eine Maske? Das klingt wie eine Knobelaufgabe. EPFL-Forschende haben dafür ein Verfahren entwickelt, das für viele Industriezweige interessant sein dürfte.
Leder, Blech und viele Kunststoffe lassen sich zwar biegen, sind aber nicht dehnbar und schmiegen sich deshalb nicht so einfach an Rundungen an. Abhilfe schaffen regelmässige Schlitze im Material, die es dennoch dehnbar machen. Dabei wird das biegsame, aber nicht dehnbare Material auxetisch: Das bedeutet, dass es sich bei einer Dehnung in eine Richtung auch quer dazu ausdehnt.
Auf diese Weise liessen sich bereits einfache Objekte formen. Forschende der ETH Lausanne (EPFL) zeigen nun, wie das gleiche Verfahren auch für komplexere Objekte funktioniert. Mithilfe eines neu entwickelten Algorithmus berechnet das Team um Mina Konakovic, wie die Schlitze für das gewünschte Objekt gestaltet sein müssen. Anschliessend wird das so «durchlöcherte» Material über eine Form gezogen.
Von Mode bis Architektur
Das Verfahren sei vielseitig einsetzbar, schrieb die EPFL in einer Mitteilung vom Dienstag. Von Mode über Mikroelektronik bis hin zu Fassadenbau.
«Wir könnten beispielsweise jemanden scannen und ein perfekt passendes Kleidungsstück aus einem einzigen Stück Leder erzeugen», liess sich Mark Pauly, Leiter des Computer Graphics and Geometry Laboratory der EPFL in der Mitteilung zitieren.
So produzierten die Forschenden in Testläufen ihrer Methode einen Schuh mit Absatz, Masken, Skulpturen und ein Kleid. Allerdings dürfte es sich vermutlich empfehlen, unter das Kleid im Löcher-Look noch etwas Undurchsichtiges zu ziehen.
Die Forschenden stellten ihre Methode Ende Juli an der International Conference on Computer Graphics and Interactive Techniques vor.