Es dürfte eine der meistbeachteten Neuerscheinungen des Jahres sein: Thriller-Star Dan Brown bringt seinen neuen mystischen Roman auf den Markt – und sein Verlag rechnet wieder mit einem Riesengeschäft. Am Dienstag kommt «Inferno» weltweit auf den Markt.
Die hohen Erwartungen haben ihre Grundlage. Schliesslich ist Browns «Sakrileg» (2004) nach Verlagsangaben mit weltweit 81 Millionen verkauften Exemplaren das erfolgreichste Hardcover-Buch aller Zeiten für Erwachsene.
Insgesamt hat Dan Brown 150 Millionen Bücher verkauft. Die beiden Verfilmungen von «Sakrileg» und dem Roman-Vorgänger «Illuminati» mit Tom Hanks in der Hauptrolle spielten 1,25 Milliarden Dollar ein.
«Sakrileg», das Buch über die Rolle der Frau in der katholischem Kirche, religiöse Verschwörungstheorien, Opus Dei, die Tempelritter und den Heiligen Gral (Original «The Da Vinci Code»), wurde in 51 Sprachen übersetzt und gehört zu den meistgelesenen Büchern neben «Harry Potter», «Vom Winde verweht» – und der Bibel.
Doch nicht etwa wegen der Konkurrenz zum Buch der Bücher sind Browns Romane der katholischen Kirche ein Dorn im Auge. Vertreter des Vatikans kritisierten, «Sakrileg» verbreite abstruse Thesen über eine Liebesbeziehung von Jesus und Maria Magdalena und verunglimpfe die katholische Organisation Opus Dei.
Brown wollte sich damals nicht zu der Kritik äussern und sagte: «Das sollen die Bibelforscher und Historiker mal schön unter sich austragen.» Ein britischer Priester habe ihm gesagt: «Das Christentum hat Galilei und Darwin überlebt, es wird ganz bestimmt auch Dan Brown überleben.»
Wurzeln in Dantes Meisterwerk
Bei seinem vierten Fall wacht Browns Held, der Kunsthistoriker und Harvard-Professor für Symbologie, Robert Langdon, nun in einem Spital auf. Wie er dorthin gekommen ist, weiss er nicht, ebenso wenig, warum seine Kleidung blutverschmiert ist.
Warum er sich nicht in Massachusetts befindet, sondern mehr als 6000 Kilometer entfernt, ist ihm ein Rätsel. Und vor seinem Fenster wartet eine Frau, die es auf ihn abgesehen hat, mit einer Waffe. Der Bastei-Lübbe-Verlag hat eine Leseprobe des Romans online gestellt.
Neben dem ersten Kapitel mit Langdon in der Klinik ist auch der Prolog zu «Inferno» veröffentlicht, in dem ein Ich-Erzähler von «sündigen Leibern» fantasiert, «die sich in feurigem Regen winden, verfressene Seelen, die in Exkrementen treiben, verräterische Schurken, erstarrt in Satans eisigem Griff».
Nach Verlagsangaben wird Langdon mit «einer Verschwörung konfrontiert, die ihre Wurzeln in einem der dunkelsten Meisterwerke der Literatur haben: Dantes »Göttlicher Komödie«».
Willkommene Mythenbildung
Mehr als Prolog und erstes Kapitel aber sollen bis zur weltweiten Veröffentlichung am Dienstag ein grosses und streng gehütetes Geheimnis bleiben. Wie gross dieses Geheimnis ist, hat Alex Adami für die italienische Zeitschrift «TV Sorrisi e Canzoni» beschrieben.
Demnach wurde das Buch zwei Monate lang in einer streng abgeschirmten, unterirdischen Übersetzungswerkstatt vor den Toren Mailands übersetzt. Diejenigen, die dort arbeiteten, nannten ihr Büro «den Bunker».
Ihre Handys und alles, was Kontakt zur Aussenwelt herstellen konnte, mussten die Übersetzer bei bewaffnetem Sicherheitspersonal abgeben, heisst es in dem Bericht. Raucher durften ein paar Zigaretten mitnehmen. «Ihre Computer wurden versiegelt und an den Tischen festgeschraubt, damit keine Teilkopien des Werkes hinausgeschmuggelt werden konnten. Jede kleinste Bewegung wurde protokolliert.»
Bastei Lübbe hat den italienischen Artikel übersetzen lassen, denn diese Mythenbildung dürfte dem Verlag nur recht sein. Browns neues Buch erscheint im deutschsprachigen Raum mit einer Erstauflage von 700’000 Exemplaren. Browns voriges Buch «Das verlorene Symbol» (2009) hatte allerdings noch eine Startauflage von 1,2 Millionen.