«Dan lebt!»

Ein britischer Extremsportler ging am Samstag beim Speedflying auf dem Jungfraujoch verschollen. Seine Freunde sammelten via Facebook rund 25 000 Franken und dokumentierten die Suche live auf der Social-Media-Plattform.

Gerettet: Dan Hunt war knapp drei Tag in einer Schlucht im Lauterbrunnental gefangen. (Bild: Facebook.com/finddanhunt)

Ein britischer Extremsportler ging am Samstag beim Speedflying auf dem Jungfraujoch verschollen. Seine Freunde sammelten via Facebook rund 25 000 Franken und dokumentierten die Suche live auf der Social-Media-Plattform.

Die erlösende Statusmeldung kam kurz nach 13 Uhr am Dienstag: «SIE HABEN DAN GEFUNDEN!!! Er lebt, läuft und lacht.»

Es ist der emotionale Höhepunkt eines viertägigen Albtraums. Dan Hunt, ein Extremsportler aus London, war am Samstag mit zwei Freunden vom Jungfraujoch zu einer Speedflying-Tour nach Lauterbrunnen aufgebrochen. Doch der 33-jährige Engländer kam nicht im Tal an. Seine Freunde alarmierten die Rettungskräfte. Es war der Beginn eines viertägigen Albtraums für die Freunde von Hunt.

Die erste Suche am Samstag und in der Nacht auf Sonntag blieb erfolglos. Und dann war das Geld der Versicherung aufgebraucht. Die Familie finanzierte die nächste Suche, aber es fehlte weiterhin Geld. Seine Freunde richteten eine Seite auf Facebook ein und riefen unter «Find Dan Hunt» zum Spenden und Mithelfen auf.

Noch am selben Tag gingen die ersten Spenden ein: «Thank you all for your donations so far.» Gleichzeitig machten sich Freiwillige auf in die Schweiz um den 33-Jährigen in den Bergen zu suchen. «We just got news from Tim, it’s been about 30 hours since Dan went missing. We now have about 5 volunteers from the UK so far to continue the search.»

Ein Krimi

Die folgenden Statusmeldungen auf der Facebook-Seite lesen sich wie ein viertägiger Krimi. Bitten um Hilfe («We need volunteers – mountaineers, hikers, people of general good fitness to come out and help with the search.»), wechseln sich mit Einträgen der Hoffnung ab («Please everyone pray for good news…»).

25 000 Franken, sechs Helikopter-Flüge und ein viertägiger Effort der offiziellen und freiwilligen Rettungskräfte später machten sich die ersten Gerüchte auf der Facebookseite breit, dann der erlösende Moment: «Es ist bestätigt: Dan lebt!»

«Ich danke allen von Herzen»

Ein Freund konnte den 33-Jährigen am Fuss einer Schlucht orten und alarmierte die Rettungskräfte. Unterkühlt, am Knöchel verletzt, aber sonst gesund wurde er geborgen und zur Kontrolle ins Spital geflogen. Ob eine solche Aktion später noch möglich gewesen wäre, ist fraglich, denn für die Region ist ein Wetterumschwung vorhergesagt. «Wir sind alle ausser uns, erleichtert und überglücklich», sagte seine Freundin Nadia gegenüber dem «London Evening Standard». «Der Albtraum ist endlich vorbei. Ich habe nie aufgehört zu glauben, dass er es schafft. Er ist so ein Kämpfer.»

Der erfahrene Alpinist und Exremsportler Hunt selbst gab nach seiner Rettung der Polizei zu Protokoll, dass er die Helikopter mindestens 15 Mal gesehen habe, sie ihn aber nicht. Mit Holzstücken habe er SOS auf den Boden geschrieben. Vom Rettungshelikopter aus sei ihm dann bewusst geworden, warum ihn die Piloten in der Schlucht nicht entdecken konnten. «Ich bin so dankbar und berührt von all der Hilfe – ich danke allen von ganzem Herzen», liess Hunt nach seiner Rückkehr nach England an alle Helfer ausrichten.

Lisa Carnie, die die Spendensammlung und den Freiwilligen-Einsatz organisierte, sprach nach der Rettung von Dan von einem «Happy-End 2.0»: «Ohne soziale Medien hätten wir nie den Zugang zu den riesigen Ressourcen gehabt, die wir benötigten, um ihn zu finden.»

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