Der Golfprofi Danny Willett spielt ab Donnerstag in drei Funktionen am Omega European Masters: als Titelverteidiger, als Sieger des US Masters und als Topfavorit auf den neuerlichen Sieg im Wallis.
Obwohl auch das diesjährige Omega European Masters in Crans-Montana ein breites Aufgebot von Stars enthält, kann man sich an der Spitze des Schlussklassements die gleiche Reihenfolge wie im Juli 2015 vorstellen. Damals setzte sich Willett in einer Art Stadtmeisterschaft von Sheffield gegen das junge Supertalent Matthew Fitzpatrick durch. Beide sind in dieser Woche wieder am Start.
Ein gutes Jahr nach seinem Sieg in der Schweiz ist Willett vor allem deshalb in aller Munde, weil er das weltweit wichtigste Turnier gewonnen hat, das jeden April in Augusta im Bundesstaat Georgia stattfindende US Masters. Willett liess sich dort als erster englischer Sieger seit Sir Nick Faldo 1996 feiern.
Auf den Spuren von Ballesteros
Seit dem Coup am US Masters sind dem 28-jährigen Willett keine Spitzenergebnisse und vor allem keine Siege mehr gelungen. Der neuerliche Erfolg auf dem Walliser Hochplateau ist ihm aber zuzutrauen. In der Geschichte des seit 1923 ausgetragenen Swiss Open, das 1983 den Titel European Masters verliehen bekam, wäre Willett der sechste Spieler, der zweimal nacheinander gewinnt. Als bislang Letztem glückte dies dem grossen Spanier Severiano Ballesteros, fünfmaliger Sieger von Major-Turnieren, in den Jahren 1977 und 1978.
Kein Name wird so direkt mit dem traditionsreichen Schweizer Turnier in Verbindung gebracht wie der des charismatischen, im Mai 2011 mit 54 Jahren an Krebs gestorbenen Ballesteros. Für das Omega European Masters war er wie ein Götti. Er nahm als Architekt auch den grundlegenden Umbau des Platzes Mitte der Neunzigerjahre vor. Der Platz, den die Profis mit Par 70 spielen, trägt heute seinen Namen.
Nebst Willett und dem 22-jährigen Fitzpatrick gehört von den Teilnehmern in Crans-Montana auch der weitere Engländer Chris Wood der europäischen 12-Mann-Auswahl an, die Ende September am Ryder Cup in Chaska im US-Bundesstaat Minnesota gegen die besten Golfer der USA antreten wird. Auch Europas Teamcaptain spielt in dieser Woche in der Schweiz: der Nordire Darren Clarke, Sieger des British Open 2011.
Vorbild Wiesberger
Ein vielleicht etwas neidvoller Blick zu den östlichen Nachbarn zeigt, dass Österreich in der Person des 30-jährigen Wieners Bernd Wiesberger einen Golfer präsentiert, den man der erweiterten Weltspitze zurechnen darf. Nach seinem siebten Turniersieg als Profi im Juli 2015 brachte er es in der Weltrangliste auf den 23. Platz, auf seine bis heute beste Klassierung. An 12 der letzten 13 Major-Turnieren spielte er mit. Die Ränge 15 an der US PGA Championship 2014 und 22 am US Masters 2015 waren mehr als ehrenvoll. In den letzten Monaten war Wiesberger nicht mehr erfolgreich, aber vielleicht wird er im Wallis zur alten Stärke zurückfinden.
Was in Österreich möglich ist, müsste auch in der Schweiz zu machen sein. Dennoch werden die je vier Profis und Amateure aus der Schweiz in Crans-Montana auch in diesem Jahr als krasse Aussenseiter starten. Von den Profis sind der Thurgauer Joel Girrbach, der Tessiner Luca Galliano, der Waadtländer Marc Dobias und der Genfer Rafael de Sousa im Feld. Am letzten Omega European Masters schaffte es kein Schweizer in die beiden Finalrunden vom Wochenende.
Westwood und Jimenez
Der Engländer Lee Westwood und mehr noch der Spanier Miguel Angel Jimenez gehören zu den Dauergästen am Schweizer Turnier. Und beide stehen auch heuer wieder im Feld. Jimenez hat ab 1988 nur gerade eine Austragung verpasst, nämlich die letztjährige. Zu den Gemeinsamkeiten der beiden Golfer von Weltruf zählt, dass sie je einmal das Omega European Masters gewinnen konnten – Westwood 1999, Jimenez 2010 – und dass ihnen trotz schöner Karrieren nie ein Triumph an einem der vier Major-Turniere gegönnt war.
Cink, der Spielverderber
Der 43-jährige Amerikaner Stewart Cink zeigt sich in dieser Woche erstmals in der Schweiz. Der grosse Moment des Golfers aus Alabama war der Sieg am British Open im Juli 2009. Er verhinderte damals die vielleicht grösste Sensation im Golfsport, als er in dem über vier Löcher führenden Stechen seinen Landsmann Tom Watson niederrang. Watson, der das British Open in früheren Jahrzehnten fünfmal gewonnen hatte, war damals 59 Jahre alt. Er wäre der mit Abstand älteste Sieger an einem Major geworden.
Von den grossen Figuren jenes 2009 ist in dieser Woche auch Y.E. Yang zu sehen, Yang Yong-Eun mit ganzem Namen. Knapp einen Monat nach Cinks Sieg am British Open gewann Yang die US PGA Championship. Bis heute ist er der einzige koreanische Sieger an einem Major.