«Dark Star Giger»: Das Abscheuliche paart sich mit Schönheit

HR Giger war Museumsdirektor und Geisterbahnbauer und vor allem weltbekannt als Schöpfer des «Alien». Er war eine zentrale, eigenwillige Künstlerfigur. Giger starb dieses Jahr – und wird nun mit einem Dokfilm postum gewürdigt. Hans Ruedi Giger war Museumsdirektor, Geisterbahnbauer und weltbekannt als Schöpfer des «Alien». Eigentlich sperrt sich jedes Wort dagegen, etwas über ihn sagen zu müssen: […]

HR Giger war Museumsdirektor und Geisterbahnbauer und vor allem weltbekannt als Schöpfer des «Alien». Er war eine zentrale, eigenwillige Künstlerfigur. Giger starb dieses Jahr – und wird nun mit einem Dokfilm postum gewürdigt.

Hans Ruedi Giger war Museumsdirektor, Geisterbahnbauer und weltbekannt als Schöpfer des «Alien». Eigentlich sperrt sich jedes Wort dagegen, etwas über ihn sagen zu müssen: Worte genügen nicht, um Bilderräume und Traumbilder zu fassen, die der Bündner Surrealist hinterlassen hat.

Im Mai dieses Jahres ist HR Giger gestorben. Skulpturen, Figuren und ein komplettes Weltmuseum hat er hinterlassen. Im Dokumentarfilm «Dark Star – HR Gigers Welt» erlaubt uns Belinda Sallin einen Einblick in Gigers Universum. Sie zeigt uns die Enge seines Hauses, die Weite seines Blicks und ihn als Kind seiner eigenen Ängste.

Ein Kind, das mit Totenschädeln spielte

Verspielt, verbohrt, verwundert: Giger war weit mehr als nur der Grafiker des Unheimlichen, wie er gerne gesehen wurde. Als Kind schepperte er einen Totenschädel übers Kopfsteinpflaster, um seine Angst vor ihm zu verlieren.

Zeitlebens zeichnete er gegen seine Ängste an. In Sallins Film lernen wir HR Giger, diesen Innenarchitekten, Designer und Museumsdirektor, auch als einen verspielten Sammler seiner Selbst kennen.

Mit seinen Air-Brush-Geschöpfen hat der Bündner Bild um Bild eine Welt zum Vorschein gebracht, die einst alle in den Bann zog. Mit Abscheu und Tiefsinn. Dennoch gingen ihm die meisten aus dem Weg.

Der Meister des schönen Gruselns

Er galt als der Meister des Unheimlichen. «Das, was wir fliehen, ist sein Zuhause», charakterisiert ihn sein Kurator. Dabei zog ihn nicht das Unheimliche an, sondern die Realität hinter den Dingen und ihre Schönheit.

Giger ist ein Schöpfer einer Hyperrealität, die er im Raum, auf der Leinwand und in der verspielten Installation erst in seinem Haus und später im Museum in Greyerz zur Geltung brachte.

Zeitlebens hat der Kunstbetrieb auf ihn herabgeschaut: Einer, der einen Blockbuster wie «Alien» (Ridley Scott) optisch gestaltet hat, der stand unter Verdacht, Kommerz vor Kunst zu stellen. Dabei gibt es nur wenige derart vielseitige und entschieden kompromisslose Künstler in seiner Generation.

Jedes Bild ein Film

Mit dem Stift und dem Airbrush hat Giger jene Welt eingefangen, die eine ganze Generation anzog und auf seltsamen Wegen Weltruhm erlangte: Als Filmdesign, als Plattencover, als Tattoo tauchten die Geschöpfe bald überall auf.

Dennoch haben seine Bilder ihre volle dreidimensionale Wirkung nur im Film entfaltet: Das beweist Sallin auch mit «Dark Star – HR Gigers Welt».  Mit der Musik, zu der er immer wieder Anregung bot, und eindrücklichen Kamerafahrten über seine Werke, macht sie seine narrative Kraft deutlich: Das Abscheuliche paart sich mit Schönheit.

Was auch nur wenige wissen: Seinen ersten Science-Fiction-Film machte HR Giger zusammen mit Fredi M. Murer -1968. The Young Gods haben den Film live vertont – 2010.

Auch als Erzähler bleibt Giger hintersinnig, wie Sie am Schluss seines Museumsvideos sehen können. HR Giger liest aus seiner «Komödie» «The Mystery of San Gottardo» vor. (Unvollendet blieb hingegen «The Tourist», ein sagenumwobenes Drehbuch von Clair Noto, für das Giger bereits Entwürfe abgeliefert hatte)

Sein Schlossmuseum in Greyerz ist allen zugänglich, in Zürich lebte Giger hingegen zurückgezogen. Von der Geisterbahn in seinem eigenen Haus wussten lange nur Freunde. Sallin lässt uns als Filmzuschauer bei Giger mitfahren. Nach 90 Minuten hat der Spuk ein Ende, und schon wünscht man sich etwas mehr davon.

_
Der Film läuft ab 23. Oktober, z. B. im Basler Kult-Kino Atelier

Nächster Artikel