Der Traum von der Gruppenphase der Champions League ist für die Young Boys schon nach dem Playoff-Hinspiel so gut wie vorbei. Die Berner verlieren vor über 30’000 Zuschauern im Stade de Suisse gegen Borussia Mönchengladbach 1:3 (0:1). Ein Abseitstor ist der Knackpunkt der Partie.
Der Aufreger: der kurz zuvor eingewechselte André Hahn erzielt aus Abseitsposition die 2:1-Führung für Mönchengladbach im Playoff-Hinspiel bei den Young Boys.
(Bild: Keystone/PETER SCHNEIDER)Bern in Schwarz-Weiss-Grün, den Farben der Borussia aus Mönchengladbach.
(Bild: Keystone/MANUEL LOPEZ)Gladbacher Fanmarsch zum Stade de Suisse.
(Bild: Keystone/PETER SCHNEIDER)Rund 8000 Gladbacher Fans verlegten die Nordkurve vom Borussia-Park ins Stade de Suisse nach Bern.
(Bild: Keystone/PETER SCHNEIDER)Da helfen auch drei Mann nicht: Der Ex-Zürcher Raffael bringt Gladbach früh in Führung.
(Bild: Keystone/PETER SCHNEIDER)Gladbach bejubelt den frühen Führungstreffer von Raffael (rechts), der Berner Jan Lecjaks ist ein erstes Mal bedient.
(Bild: Keystone/MANUEL LOPEZ)Dominante Figur im Galdbacher Team: Thorgan Hazard, hier zwischen den Bernern Leonardo Bertone (links) und Jan Lecjaks.
(Bild: Keystone/PETER SCHNEIDER)Rückhalt für Yann Sommer: Der Ex-Balser im Gladbacher Tor vor einer Wand von Fans des Bundesligisten im Stade de Suisse.
(Bild: Keystone/MANUEL LOPEZ)Rückkehr ins Stade de Suisse: Yann Sommer.
(Bild: Keystone/PETER SCHNEIDER)Yann Sommer geschagen: Miralem Sulejmani dreht nach dem Ausgleichstor ab.
(Bild: Keystone/MANUEL LOPEZ)Die YB-Vertreter werden beklagen, dass Joker André Hahn ein irreguläres Tor erzielt hat. Der italienische Schiedsrichter Nicola Rizzoli und sein Assistentan der Linie lagen in diesem kursweisenden Augenblick in der 68. Minute daneben. Aber allein mit dieser Szene ist die schmerzhafte Berner Heimniederlage nicht zu entschuldigen.
Die Borussia, zuvor noch ohne Ernstkampf in dieser Saison, hinterliess mehrheitlich den besseren Eindruck. YB hingegen hatte vor und nach dem 1:1 Sulejmanis zwei erstklassige Chancen vergeben. Das fehlende Abschlussglück von Guillaume Hoarau wog womöglich schwerer als die umstrittene Szene zum 1:2.
Zwar ist der FC Basel Schweizer Meister und dank der massgeblich von ihm gesammelten Koeffizentenpunkte direkt qualifiziert für die Gruppenphase der Champions League 2016/17. Die Playoffs haben jedoch dennoch Einfluss auf den FCB: Weil in Manchester City (5:0-Auswäetssieg gegen Steaua Bukarest) und mit dem FC Porto (am Mittwoch gegen die Roma) zwei noch besser klassierte Clubs im Uefa-Ranking die Ausscheidung spielen, bleibt der FCB entweder in Topf 3 für die Gruppenauslosung – oder er rutscht in Topf 2, falls einer der beiden Clubs ausscheidet.
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Den mit rund 20 Millionen Franken dotierten Jackpot werden die Young Boys nicht mehr knacken. Im Borussia-Park ist Mönchengladbach eine Kapazität. Nur die Bayern und Dortmund hatten in den letzten Jahren zu Hause bessere Werte vorzuweisen. YB dürfte im vierten Anlauf erneut daran scheitern, im Konzert der europäischen Prominenz mitzuwirken, auch wenn YB-Trainer Adi Hütter natürlich vor dem Rücksspiel am Mittwoch kommender Woche noch nicht die Flinte ins Korn werfen will: «Es wird wahnsinnig schwer, aber man muss immer an etwas glauben.»
Gladbachs Klasse
Beim Führungstor zelebrierten die Gladbacher das, was sie seit der von Lucien Favre eingeleiteten Ära so sehr von übrigen Teams ihres Preissegments abhebt. Ein Sprint im rechten Couloir, die blitzschnelle und präzise Verlagerung des Angriffs, ein Dribbling, der gekonnte und genaue Abschluss. Thorgan Hazard brillierte als Assistent, Raffael, der frühere FCZ-Stürmer und Borussia-Topskorer der letzten Saison, markierte das 1:0. Für die Young Boys ging das zu schnell.
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Titel und Trophäen haben beide Vereine seit über zwei Dekaden nicht mehr gewonnen. Doch zu vergleichen sind sie im Prinzip nicht. Die YB-Leidensgeschichte ist bekannt, die imposante Aufwärtstendenz der Borussia ebenfalls. Der Boom war auch in Bern zu spüren – gegen 8000 Anhänger der Borussia verlegten ihre Nordkurve in die YB-Arena.
Derweil YB seit Jahren davon träumt, aus dem Schatten Basels zu treten und als fünfter Schweizer Klub in die europäische Königsklasse vorzustossen, ist die Nummer 4 Deutschlands unter normalen Umständen von ihrem direktem Kurs zur zweiten Champions-League-Teilnahme in Folge nicht mehr abzubringen.
Respekt und Einbruch
Der spektakuläre und durchaus bemerkenswerte Umschwung gegen Donezk hat in YB etwas ausgelöst. Der Klub ist in der Stadt wieder höher im Kurs als auch schon. Bereits im Derby gegen Thun (4:1) hatten die Anhänger das Stadion gefüllt, gegen die Borussia war das Stade de Suisse erneut fast ausverkauft.
Während den ersten 45 Minuten operierten die Gastgeber allerdings zögerlich. Zum einen liegen hinter Adi Hütters Equipe strapaziöse Wochen und eine Serie von gravierenden Ausfällen, andererseits spielte der Respekt vor der Gladbacher Konterstärke mit.
Was einem gegen eine Mannschaft vom Kaliber des VfL widerfahren kann, bekamen die Young Boys ausgerechnet in jenem Moment zu spüren, als sie sich kurzzeitig auf Augenhöhe wähnten. Als die Berner nach einer wunderbaren Kombination über Sutter und Ravet dank Miralem Sulejmani zum Ausgleich gelangten (56.) und kurzzeitig mehr riskierten, schlugen die Westfalen ohne Gnade zu. André Hahn und erneut Raffael, dessen Volley Rochat unhaltbar abfälschte, produzierten innerhalb von 120 Sekunden die entscheidende Doublette zum 3:1 (67.).
Die erstaunliche Breite der Borussia
Wie viel Substanz in der Borussia inzwischen steckt, verdeutlichte André Schubert mit seiner Startaufstellung. Auf den 12-Millionen-Mann Jannik Vestergaard verzichtete er, Mahmoud Dahoud, ein Mann mit ganz grosser Perspektive und vom Volumen her an guten Tagen mit Granit Xhaka zu vergleichen, sass ebenfalls auf der Ersatzbank.
Doch die Elf vom Niederrhein ist mittlerweile ein Ensemble, das internationale Breite und Reife zu bieten hat. Selbst den Umstand, praktisch von null auf 100 zu starten, steckte das Team der Schweizer Yann Sommer und Nico Elvedi nahezu problemlos weg. «Wir hatten schon in ein paar Situationen Glück», räumte Yann Sommer ein, «aber wir haben viel aus unseren Chancen gemacht und sind sehr effektiv gewesen.»
Stade de Suisse. – 30’224 Zuschauer. – SR Rizzoli (Italien)
Tore: 11. Raffael (Hazard) 0:1. 56. Sulejmani 1:1. 67. Hahn (Stindl) 1:2. 69. Eigentor Rochat (Raffael) 1:3.
Young Boys: Mvogo; Sutter, Vilotic, Rochat, Lecjaks; Ravet, Gajic (73. Zakaria), Bertone, Sulejmani (86. Schick); Hoarau, Kubo (73. Frey).
Mönchengladbach: Sommer; Elvedi, Christensen, Jantschke; Traoré (79. Vestergaard), Strobl, Kramer, Wendt; Hazard (66. Hahn), Stindl (81. Johnson), Raffael.
Bemerkungen: YB ohne Von Bergen, Gerndt, Seferi, Sanogo, Joss, Benito (alle verletzt), Mönchengladbach ohne Schulz, Doucouré, Dominguez, Drmic (alle verletzt), Sow (nicht im Aufgebot). Verwarnungen: 29. Traoré (Hands), 39. Rochat, 40. Hazard (beide Foul).
Rückspiele: 23./24. August | Auslosung Gruppenphase: Do, 25. August, 18.00 h | |
Die Playoffs zur Champions League 2016/17 | |
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FC Kopenhagen–Apoel Nikosia | 1:0 |
Ajax Amsterdam–FCK Rostow/Russland | 1:1 |
Dinamo Zagreb–RB Salzburg | 1:1 |
Steaua Bukarest–Manchester City | 0:5 |
Young Boys–Borussia Mönchengladbach | 1:3 |
Ludogoretz Razgrad/Bulgarien–Viktoria Pilsen/Tschechien | Mi, 20.45 |
Celtic Glasgow–Hapoel Beer Sheva/Israel | Mi, 20.45 |
FC Porto–AS Roma | Mi, 20.45 |
Dundalk FC/Irland–Legia Warschau | Mi, 20.45 |
Villareal–AS Monaco | Mi, 20.45 |