Das Baselbiet hat es in der Hand, den Fachhochschulstandort Nordwestschweiz zu stärken, sagt der Präsident des Hochschulrats

von Peter Schmid Die Fachhochschule Nordwestschweiz (FHNW) ist als fusionierte Mehrspartenhochschule seit 1. Januar 2006 in Betrieb. Sie arbeitet im Auftrag der vier Kantone Aargau, Baselland, Basel-Stadt sowie Solothurn und entwickelt sich gemäss Vorgaben des schweizerischen Fachhochschulgesetzes und des Leistungsauftrages der Trägerkantone. Ihre Beiträge stehen der FHNW als Globalbudget zur Verfügung und decken die Hälfte des […]

von Peter Schmid

Die Fachhochschule Nordwestschweiz (FHNW) ist als fusionierte Mehrspartenhochschule seit 1. Januar 2006 in Betrieb. Sie arbeitet im Auftrag der vier Kantone Aargau, Baselland, Basel-Stadt sowie Solothurn und entwickelt sich gemäss Vorgaben des schweizerischen Fachhochschulgesetzes und des Leistungsauftrages der Trägerkantone. Ihre Beiträge stehen der FHNW als Globalbudget zur Verfügung und decken die Hälfte des Aufwands; für die andere Hälfte muss die FHNW weitere Finanzierungsquellen finden.

Die vier Kantonsregierungen beantragen für die Jahre 2012 bis 2014 insgesamt zusätzliche Beiträge in der Höhe von 80 Millionen Franken. Der Beitrag setzt sich aus drei Gruppen zusammen. Es geht – erstens – darum, das bestellte Wachstum und den heutigen Leistungsumfang in Lehre und Forschung auf dem Niveau von 2011 zu halten. Dazu gehören das Wachstum der Studierenden von 12 Prozent seit 2008 und der Aufbau der Masterstudiengänge. Bedingt durch den Bezug der neuen Campusprojekte ab 2013 und der damit verbundenen höheren Miet- und Abschreibungskosten steigt – zweitens – der Infrastrukturaufwand überdurchschnittlich.

Drittens braucht die FHNW einen zusätzlichen Trägerbeitrag für die Entwicklung der Forschung. Zur dritten Gruppe gehören Teuerungseffekte und die Übernahme weiterer Aufgaben im Auftrag der Trägerkantone.
Der Landrat des Kantons Baselland beschloss am 20. Oktober mit Stichentscheid des Präsidenten die Rückweisung der Vorlage an die Baselbieter Regierung. Sollten für die kommenden drei Jahre die zusätzlichen Mittel ganz oder teilweise ausbleiben, so müsste entweder der heutige Leistungsumfang in Lehre und Forschung reduziert werden, was nichts anderes als Abbau von Studiengängen und Forschungsprojekten bedeutet. Oder die Neubauten könnten von der FHNW nicht gemietet werden. Auf das Ganze gesehen gäbe es kein moderates Wachstum der Studierenzahlen, sondern einen Abbau der Studienplätze. An diesen Auswirkungen führt auch kein von allen Fakten losgelöstes Wunschdenken vorbei.
Es scheint, dass gegenwärtig im Baselbiet in den Reihen jener Landratsmitglieder, die für eine Rückweisung stimmten, ein Umdenken stattfindet. Dafür bin ich dankbar. Mitträger sein heisst, Mitverantwortung für das Ganze zu übernehmen. Wenn ein Trägerkanton seinen Anteil an der Finanzierung nicht mehr im Sinne der gesamten Entwicklung tragen will, dann zeigt dies Auswirkungen auf den ganzen Fachhochschulstandort Nordwestschweiz und auf den Wirtschafts- und Arbeitsstandort. Unter anderem verschärft sich das Problem des Lehrkräftemangels an den Schulen, und es kommt zu Einbussen auf dem Feld der Kunst. Das kann keine Zukunftsperspektive sein.

Peter Schmid (60) ist Präsident des Fachhochschulrates der Fachhoch­schule Nordwest­schweiz (FHNW). Von 1989 bis 2003 war er Baselbieter Regierungsrat.

Foto: Keystone

Mitträger sein heisst, Mitverantwortung für das Ganze zu übernehmen.

Ein solides Fass mit Boden

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Erschienen in der gedruckten TagesWoche vom 11/11/11

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