Wie in der richtigen Welt ist auch der Konsolen-Fussball hart umkämpft. Und ebenso wie in der Realität geht es um sehr viel Geld.
Die Videospielindustrie hat in wirtschaftlicher Sicht den Rest der Unterhaltungsindustrie zu einer Randnotiz verkommen lassen. Die Film- und die Musikindustrie erwirtschaften zusammen nicht einmal die Hälfte (15 + 38,1 Milliarden Dollar) des Umsatzes von Videospielen (91,5 Milliarden). Den grössten Teil dieses Kuchens teilen sich ein paar wenige Franchises wie Pokémon, Call of Duty, Grand Theft Auto (GTA), Need for Speed und Fifa.
Von den Fifa-Spielen wurden bis heute über 100 Millionen Exemplare verkauft. Das Märchen begann 1993: Das junge Unternehmen Electronic Arts Sports hatte sich von der Fifa die Rechte für ein Fussballspiel gesichert. Die Erwartungen der Studiobosse waren verhalten: Man rechnete mit 300’000 verkauften Exemplaren für die Lebensdauer des Spiels. Gekommen ist es anders: Innert vier Wochen waren 500’000 Stück verkauft und «Fifa International Soccer» das erfolgreichste Spiel des Jahres.
Ab Fifa 96 wurden die Spiele von zweidimensionalen Sprites in volle 3D-Simulationen gewandelt. Danach ging es im Jahresrhythmus aufwärts, die Spiele wurden umfangreicher, neue Ligen fanden ihren Weg ins Lineup, die Grafiken wurden besser und besser. Und seit Anfang der 2000er-Jahre Online-Duelle möglich wurden, entwickelte sich die Fifa-Reihe zum unangefochtenen Dominator virtueller Sportspiele.
Konkurrenz? Nicht wirklich
Seit 2001 existiert mit dem japanischen Pro Evolution Soccer (PES) aus dem Hause Konami eine Konkurrenzserie, die ebenfalls erfolgreich ist, Fifa aber höchst selten vom Thron verdrängen kann. In qualitativer Hinsicht streiten Fans seit Jahren darüber, welche Reihe denn jeweils aktuell in qualitativer Hinsicht die Nase vorne habe. Jedes Jahr erscheint nämlich von beiden Serien eine neue Ausgabe. Dass PES weniger populär ist, liegt aber hauptsächlich an einem rechtlichen Problem: den lizenzierten Ligen.
EA Sports kauft Liga-Lizenzen, wo sie können. So ziemlich jede einigermassen wichtige Liga ist vorhanden – auch die Schweizer Super League. Bei PES sieht es da um einiges weniger attraktiv aus. Zwar ist Konami Partnerschaften mit einigen Top-Clubs eingegangen und präsentiert zum Beispiel den FC Barcelona oder Borussia Dortmund höchst prominent.
Die meisten Ligen sind jedoch nur über Fantasienamen repräsentiert. Besonders schmerzlich: Mit Fifa 17 übernimmt EA Sports sogar die bislang PES vorbehaltene japanische J League. Daneben sind noch diverse Frauen- und Männer-Nationalmannschaften vertreten. Wer also am Liebsten mit seinem virtuellen Superstar antritt, kommt an Fifa 17 nicht vorbei.
Fantasienamen ziehen nicht so gut wie echte.
Ein weiteres Problem konnte Konami mittlerweile etwas reduzieren: die Musik. In den vergangen Jahren trumpfte Fifa stets mit absoluten Tophits auf, während man bei PES auf seltsame japanische Synthesizer-Discomusik setzte. Ein Detail zwar, aber atmosphärischer war es auf jeden Fall, von einem mitreissenden Stadionrock-Song in den Menüs empfangen zu werden. In der Version 2017 hat aber auch Konami ein paar bekannte Songs an Bord. Fifa 17 toppt allerdings auch dies mit exklusiven Hits von Paul Kalkbrenner und Zedd & Grey.
Teure Lizenzen, exklusive Songs – wer mehr bezahlt, hat die Nase vorn. So simpel ist leider die Rechnung heutzutage geworden. Rein spielerisch sind die beiden Games ja kaum mehr voneinander zu unterscheiden. Jedes Jahr geben beide Studios an, irgendeine neue Ballphysik entwickelt zu haben, die den Luftzug umgeknickter Grashalme berücksichtige. Das Marketing dreht dann ein cooles Video dazu und schon plündern Kinder und Jugendliche rund um den Globus ihre Sparschweine.
Immerhin hat Fifa 17 dieses Jahr eine Art Storymodus namens «The Journey» eingeführt. In der Haut eines jungen englischen Spielers darf man sich vom Regionalclub bis zum Weltstar hochspielen. Auch wurde dieses Jahr eine komplett neue Grafik-Engine (Frostbite – diejenige von Battlefield für Interessierte) eingesetzt, was zu sehr hübschen Stadien und tollen Animationen führt. Die Figuren selbst allerdings sehen noch immer aus wie Exponate aus Madame Tussauds Wachsfigurenkabinett.
Soll man sich nun Fifa 17 kaufen?
Wenn man eine neue Spielkonsole gekauft hat und noch kein Fussballspiel dafür besitzt: Dann sollte man sich unbedingt Fifa kaufen. Das Spiel macht garantiert monatelang Spass.
Wenn man schon Fifa 16 hat: Nein, ausser man möchte sich daran freuen, eine Fifa-Version ohne den FCZ zu besitzen. Das ist dann natürlich ein guter Grund – die Challenge League ist auf dem Spiel nicht enthalten…