Das iPad von Apple setzt den Massstab im Feld der Tablet-Computer. Wir haben das neue Gerät getestet und kommen zum Schluss: Wer jetzt zum Ausverkaufsmodell greift, wird sich angesichts des geringen Aufpreises für die neue Version bald schon ärgern.
Seien wir ehrlich: Seit einigen Jahren ist der Leistungszuwachs bei Computern, der weiterhin exponentiell ansteigt, für Normalbenutzer nicht mehr erkennbar: Es gibt schon fast keine Programme mehr, welche die gewaltigen Rechenmacht der neuen Geräte überhaupt ausnützt.
Das gilt nach meiner Erfahrung (nach einem Wochenende) mit dem Gerät auch für das neue iPad. Es hat einen wesentlich schnelleren Prozessor, einen leistungsfähigeren Akku und ein Display, das doppelt so viele Punkte anzeigt wie die bisherige Version, das «iPad 2». Ausserdem verfügt es über eine wesentlich verbesserte Kamera.
Der Speedtest der Blogger-Kollegen im Video:
Wer Bildbearbeitung und dreidimensionale Darstellungen auf dem iPad nutzt und das häufig, wird mit Vorteil auf den neuen Prozessor setzen – mit Alltagsanwendungen, Spielen und Webbrowser ist vom Tempozuwachs nach meinem subjektiven Empfinden noch nicht viel zu spüren. Und vom grösseren Akku, der das Gerät um knapp einen Millimeter hat dicker und ein paar Dutzend Gramm hat schwerer werden lassen, merkt man laut ausführlichen Testberichten nichts (und auch gemäss Apples Angaben), weil der neue Prozessor den Energievorsprung gleich wieder wegfrisst.
Von den letzten beiden Punkten aber, der Kamera und dem Display, merkt auch ein Alltagsnutzer einen Haufen: was auf dem Bildschirm des Tablets erscheint, ist kristallklar (wenn die App mit der hohen Auflösung überhaupt klar kommt), was sich vorerst vor allem bei Vektorgrafiken (Google-Maps), die nicht aus einer festgelegten Pixelzahl bestehen, sondern vom Prozessor des Geräts berechnet werden, und Websites und PDFs mit druckgestochen scharfer Schrift zeigt.
So hoch ist die Auflösung, dass Experten sogar davon reden, dass Magazine Probleme haben werden, entsprechende Inhalte bereit zu stellen.
Besitzer eines bisherigen iPads sehen dem neuen den Schärfegewinn ohne Vergleichsgerät auf den ersten Blick an. In Blogs wird deshalb schon davor gewarnt, man solle sich als Kaufinteressent, der vom leicht gesenkten Preis des alten Geräts profitieren will, bloss nicht das neue Gerät ansehen – es gäbe dann kein Zurück mehr.
Ganz so dramatisch ist es meiner persönlichen Ansicht nicht. Zumal, wie gesagt, die Anwendungen und Videos, die eigens für die gewaltige Auflösung massgeschneidert sind, noch auf sich warten lassen.
Aber nachdem ich mir die Preise für die alte und die neue Version angesehen habe und feststelle, dass das pixelige iPad 2 erstens nur in den Versionen mit 16GB Speicherplatz verfügbar ist und noch dazu gerade mal 100 Franken weniger kostet als die neue, kristallklare «Retina»-Version, pflichte ich den Warnern bei: Wer ein iPad will, dem sollten die nicht mal zehn Franken pro Monat, die ihn das Gerät mehr kostet, wenn er es ein Jahr lang nutzen wird, das grossartige neue Display jedenfalls wert sein.