Die Skispringerinnen kämpfen heute ab 18.30 Uhr um ihren ersten olympischen Medaillensatz. Bei der Premiere vertritt Bigna Windmüller die Schweizer Farben.
Das Skispringen der Frauen hat sich mittlerweile in der Sportwelt etabliert. Vergessen sind die Diskussionen vor den Spielen in Vancouver, als in letzter Instanz der Oberste Gerichtshof Kanadas einen Berufungsantrag von mehreren Skispringerinnen ablehnte, die gerichtlich eine Teilnahme erzwingen wollten. Die Sportlerinnen hatten das Organisationskomitee in Vancouver verklagt, da ihrer Meinung nach ihre Nicht-Teilnahme gegen das kanadische Anti-Diskriminierungsgesetz verstosse.
Die fliegenden Frauen traten bereits bei drei Weltmeisterschaften der Nordischen an, sie haben eine eigene Weltcup-Serie und erbringen sportlich einwandfreie Leistungen. Dank etwas mehr Anlauf reizen auch die Frauen die Normalschanzen aus. Das Duell um WM-Gold vor einem Jahr in Predazzo wurde zum packenden Duell zweier Teenager. Die Amerikanerin Sarah Hendrickson schnappte Sarah Takanashi Gold weg.
Der Japanerin droht im RusSki Jumping Center ein ähnliches Szenario. In den Trainings wurde die Asiatin, die 10 der bislang 13 Weltcupspringen gewonnen hat, ausgerechnet von der der Österreicherin Daniela Iraschko-Stolz bedrängt. Die Skisprung-Pionierin lebt ihre lesbische Orientierung offen aus, was sie angesichts der restriktiven Anti-Homosexuellen-Gesetze in Russland in den Medien zur begehrten Interview-Partnerin macht.
Das Schweizer Frauen-Skispringen ist seit Jahren die Domäne der Windmüllers. Bigna, die jüngere Schwester von Sabrina, steht wie schon bei der WM-Premiere 2009 in Liberec für die Schweiz im Einsatz. Die Windmüllers haben es noch nie gemeinsam an einen Grossanlass geschafft. Diesmal hing sogar die Teilnahme einer Swiss-Ski-Vertreterin an einem seidenen Faden. Bigna Windmüller erfüllte mit ihrem 3. Rang vor drei Wochen beim Weltcup in Zao (Jap) nicht bloss die Vorgaben von Swiss Olympic, sondern sicherte der Schweiz auch im allerletzten Moment einen Quotenplatz im Feld der 30 Starterinnen von Sotschi.
Bei Windmüllers Coup in Japan fehlten fünf Springerinnen, die sich im Normalfall vor der Schweizerin klassieren. Im Gegensatz zum aktuell ausgeglichenen Feld der Männer herrscht bei den Frauen eine Zweiklassengesellschaft. Für die Medaillen kommt bloss eine Handvoll Athletinnen in Frage. Bigna Windmüller kann sich aber die Verbesserung der Schweizer Bestmarke an einem Grossanlass zum Ziel setzen. Diesen Wert hatte sie 2009 in Liberec mit Rang 14 gesetzt.