Um den Euro-Mindestkurs zum Franken beizubehalten, hätte die Schweizerische Nationalbank mit immer höheren Beträgen am Devisenmarkt intervenieren müssen, sagt Direktoriumsmitglied Fritz Zurbrügg. Allein im Januar hätte das Festhalten am Euro-Mindestkurs hundert Milliarden Franken gekostet.
«In den Tagen vor dem Entscheid wurden die Interventionsbeträge gegen den Euro immer grösser», sagt Fritz Zurbrügg Direktionsmitglied der Schweizerischen Nationalbank (SNB), in einem Interview mit dem «Blick». «Hochgerechnet auf einen Monat hätten wir allein im Januar für rund 100 Milliarden Franken intervenieren müssen.»
Milliardenbeträge seien täglich rausgegangen ohne Aussicht auf ein Ende. Deshalb habe die SNB den Mindestkurs aufgehoben.
Alternativen geprüft
Die Notenbank habe Alternativen geprüft, darunter einen Mindestkurs, der sich aus Euro und Dollar zusammensetzt. «Wir kamen aber zum Schluss, dass langfristig die Freigabe des Wechselkurses die beste Option ist», so Zurbrügg.
Die Reaktionen an der Börse seien «heftig und schwierig vorauszusehen». Verantwortlich für den Entscheid seien drei Personen: Er selber, Thomas Jordan und Jean-Pierre Danthine.
Die Glaubwürdigkeit der SNB habe unter dem Schritt nicht gelitten, sagt Zurbrügg. «Wir haben immer gewusst, dass wir einen Ausstieg nicht kommunikativ vorbereiten können.» Um glaubwürdig zu bleiben sei es eben gerade wichtig gewesen, nichts vorab durchsickern zu lassen. «Eine Vorwarnung wäre eine Einladung an Spekulanten gewesen.»
Keine Anzeichen auf Deflationsspirale
Die Preisstabilität sieht die Notenbank mittel- bis langfristig nicht in Gefahr. Durch die Aufhebung der Kursuntergrenze werde die Inflation zwar weiter abgeschwächt. Das sei aber ein einmaliger und vorübergehender Effekt, so Zurbrügg. «Wir haben keine Anzeichen für eine Deflationsspirale.»
Die Notenbank rechnet nach der Aufhebung der Kursuntergrenze mit einer Dämpfung des Wirtschaftswachstums in der Schweiz. «Das Ausmass ist davon abhängig, wo sich die Aufwertung einpendelt», erklärt Zurbrügg.
Der Franken sei derzeit klar überbewertet und die Märkte würden überschiessen. «Wir gehen davon aus, dass diese Situation nicht anhält.»
Wenn es zu aussergewöhnlichen Bewegungen komme, die geldpolitisch nicht vertretbar seien, sei die SNB bereit, wieder aktiv zu werden, sagt Zurbrügg. Geldpolitisch halte sich die SNB alle Optionen offen.