Das Internationale Filmfestival Freiburg (FIFF) hat es sich zur Aufgabe gemacht, in vergessene Ecken des Filmschaffens zu spähen. Von dort bringt es unbekannte Filmperlen auf die Leinwände – dieses Jahr aus 62 verschiedenen Ländern.
Der Kinosaal ist bis zum letzten Platz besetzt an dem verregneten Dienstagabend in Freiburg. Hunderte sind gekommen, um auf der Leinwand der Guerillera Maria zuzuschauen, die mit geschultertem Maschinengewehr und einem Säugling auf dem Arm durch den kolumbianischen Regenwald hetzt.
Die kolumbianische Guerillera, drei taubstumme iranische Kampfsportlerinnen und eine orthodoxe Jüdin – das sind die Hauptfiguren in drei der Wettbewerbsfilme an der 30. Ausgabe des FIFF. Sie füllen die Kinosäle genauso wie Blockbuster aus Hollywood.
«Die Vielfalt zeichnet das FIFF aus», sagt Thierry Jobin, künstlerischer Leiter des Festivals. «Wir wollen Filme zeigen, die sonst nirgends zu sehen sind.» Und das Publikum will die Filme sehen: Im letzten Jahr verzeichnete das Festival erstmals 40’000 Besucherinnen und Besucher – mehr als die Stadt Freiburg Einwohner hat.
Umstrittenes Thema Frauenkino
Die Jubiläumsausgabe widmet sich den Frauen; es zeigt Filme von und über Frauen und die Jury-Mitglieder des Wettbewerbs sind ausschliesslich weiblich. Eine Wahl, die umstritten ist: Teils hätten Filmemacherinnen heftig auf Anfragen reagiert, erzählt Jobin. Sie empfanden das Thema Frauen im Film als überholt, als stigmatisierend.
Doch eine Debatte im Rahmen des Festivals sei zum Schluss gekommen, dass die Diskussion über Frauen im Kino nötig sei, sagt Jobin. Denn noch immer seien in den USA nur gerade 15 Prozent aller Regisseure Frauen.
Am FIFF stammen dieses Jahr 75 von 127 gezeigten Filmen von Frauen. Sie zeigen, wie sehr Frauen auch heute noch für ihre Rechte kämpfen müssen. Mit Händen und Füssen ringen die drei taubstummen iranischen Kampfsportlerinnen in Mahmoud Ghaffaris «Hair» um die Teilnahme an einem Turnier in Deutschland. Sie scheitern und verzweifeln an den strengen iranischen Kleidervorschriften.
Subtiler rebelliert die orthodoxe Jüdin Tzvia aus Yaelle Kayams «Mountain». Sie bricht aus ihrem monotonen Hausfrauen-Leben aus, indem sie für Drogenabhängige und Prostituierte am Jerusalemer Ölberg kocht.
Psychisch und physisch gefangen ist die Guerillera Maria aus «Alias Maria». Regisseur José Luis Rugeles lässt die junge Frau mit dem Baby des Kommandanten auf dem Arm auf geheimer Mission durch den lärmenden Dschungel stolpern. Wofür die kolumbianischen Guerilleros kämpfen bleibt im Dunkeln und Marias Trip scheint ein sinnloses Umherirren ohne Fluchtmöglichkeit – die Kämpfer spüren sie überall auf.
Eigener Festivalnachwuchs
FIFF-Programmleiter Jobin zeigt sich optimistisch, dass künftig mehr Frauen Kino machen und in Kinos zu sehen sein werden. «Immer mehr Frauen produzieren Filme», sagt er. Zudem seien an vielen Filmschulen die Mehrheit der Studierenden weiblich.
Zuversichtlich ist Jobin auch für die Zukunft des Festivals. Viele Vorstellungen sind ausverkauft. Zudem zieht das FIFF mit Spezialvorstellungen für rund zehntausend Schüler quasi seinen eigenen Zuschauernachwuchs.
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