Das IKRK bedauert das Verbot seiner Nahrungsmittelhilfe durch die radikalislamische Al-Shabaab-Miliz in Somalia. Die Organisation sei beunruhigt über die Konsequenzen für die Bevölkerung, sagte IKRK-Sprecher Jean-Yves Clémenzo der Nachrichtenagentur sda in Genf.
Auch wenn sich die Ernährungssituation stabilisiert habe, habe sie sich noch nicht wieder normalisiert und besonders die Schwächsten hätten Schwierigkeiten.
Von Juni bis Dezember hatte das Internationale Komitee vom Roten Kreuz (IKRK) mehr als 1,2 Millionen Menschen im Zentrum und im Süden Somalias mit Lebensmitteln und Saatgut versorgt. Dadurch konnte es nach eigenen Angaben einer schlimmen Unterernährung in diesen Regionen entgegentreten.
Am Montag hatte Al-Shabaab die Zusammenarbeit mit dem IKRK eingestellt und ihm jede weitere Hilfsarbeit in den von ihr kontrollierten Gebieten untersagt.
Der „Vertrag“ mit dem IKRK werde „vollständig aufgekündigt“, erklärte die Miliz. Das IKRK habe Lebensmittel mit abgelaufenem Haltbarkeitsdatum verbreitet und die „Mudschaheddin fälschlicherweise beschuldigt, die Verteilung von Nahrungsmitteln zu behindern“.
Konvoi blockiert
Bereits am 12. Januar hatte das IKRK die Nahrungsmittelhilfe vorübergehend eingestellt. Damit protestierte die Organisation dagegen, dass Al-Shabaab seit Mitte Dezember einen Konvoi von 140 Lastwagen blockierte, der Lebensmitteln und Saatgut für 240’000 Menschen unterwegs war.
Auch hier behauptete die Miliz, die Qualität des Saatguts sei mangelhaft. Das IKRK weist diese Vorwürfe zurück. In Somalia seien keine Nahrungsmittel verteilt worden, welche für Menschen nicht zum Verzehr geeignet seien.
Kein vollständiger Rückzug
In den nicht von Al-Shabaab kontrollierten Gebieten setzt das IKRK seine Aktivitäten fort, wie IKRK-Sprecher Clemenzo betont. „Wir ziehen uns nicht aus Somalia zurück.“ Wie in den vergangenen 30 Jahren bleibe die Organisation voll engagiert, um der somalischen Bevölkerung zu helfen, die immer wiederkehrenden humanitären Krisen zu überstehen.
Das IKRK war eine der letzten Hilfsorganisationen, die in den von Al-Shabaab kontrollierten Regionen präsent war. Somalia hatte im vergangenen Jahr unter der schlimmsten Dürre seit 60 Jahren gelitten. Nach UNO-Angaben waren insgesamt über eine Million Menschen von der Hungersnot betroffen, 250’000 Menschen sind noch immer vom Hungertod bedroht.