Die wohl bekanntesten Solarzellen der Stadt bekamen am 29. September den Schweizer Solarpreis 2015 verliehen. Für eine gelungene, nachhaltige Gebäudesanierung und ein überzeugendes Energiekonzept.
Fast hätte es nicht geklappt: Die inzwischen stadtbekannten farbigen Solarpanele an der Fassade des ehemaligen Kohlesilos auf dem Gundeldinger Feld wurden am 29. September mit dem Schweizer Solarpreis 2015 in der Kategorie «Sanierung» ausgezeichnet.
Die farbigen Fassadenelemente passen nicht nur zum Gebäude und zur Umnutzung des ehemaligen Sulzer Burckhard Areals, baulich sind sie ein Musterbeispiel für nachhaltige Gebäudesanierung. Auch das auf Selbstversorgung ausgelegte Energiekonzept überzeugte.
Vertreter der Kantensprung AG, des Baubüros in situ, der Firmen Solvatec und SwissInso nahmen den Preis in Genf gemeinsam entgegen.
Anmeldefrist gerade noch geschafft
«Es war ganz schön eng mit der Anmeldung», berichtet Kerstin Müller, Diplom-Architektin beim Baubüro in situ und zuständig fürs Technische. Gebäude in der Kategorie «Sanierung» können nur in dem Erfassungsjahr ausgezeichnet werden, in dem sie fertiggestellt werden. Die Anmeldefrist endet jeweils im April, fertig war der Siloturm jedoch erst im März.
Der Schweizer Solarpreis wird seit seiner Lancierung 1990 jährlich in den Kategorien Persönlichkeiten und Institutionen, Neubauten und Sanierungen, Energieanlagen und PlusEnergie-Bauten verliehen.
Mehr als eine ansprechende Fassade
«Gebäudeintegrierte Photovoltaik», wie es im Fachjargon heisst, wird nicht nur auf dem Gundeldinger Feld gemacht. Es gibt einige Ansätze, Solarzellen farbig ansprechender zu gestalten, etwa mit farbigem Glas, bedruckten Panels und Transparenz.
Nahmen den Schweizer Solarpreis 2015 gemeinsam entgegen: Nicolas Joissant (Swissinso), Dominique Müller (Solvatec), Thierry Bossard in Vertretung der Kantensprung AG, Virginie le Caer (Swissinso), Stefan Bucher (Solvatec) und Kerstin Müller (vorne, Baubüro InSitu) (Bild: in situ)
«Beim Schweizer Solarpreis geht es nicht nur um eine schöne Fassade», sagt Müller, «sondern auch um belastbare Daten.» Wochenlang hat sie gerechnet, Zahlen zusammengestellt, zusammengefasst und von den IWB bestätigen lassen. Bei der Preisvergabe bewertet wurden nachhaltige Bauweise, Energienutzungskonzept, die Integration in die Fassade sowie der ästhetische Eindruck.
Anspruchsvolle Beschichtungstechnik
Technisch ist das alles andere als anspruchslos. Die farbige Beschichtung der Panels, die die Firma SwissInso für den Siloturm erstellt hat, muss viele Bedingungen erfüllen. Sie muss zum Beispiel die hohen Temperaturen, die in Solarmodulen entstehen, aushalten können und sie darf auch nach mehreren Jahren nicht ausbleichen.
Dann soll die Beschichtung zwar farbig sein, darf aber nicht zu viel Licht schlucken – sonst sinkt die Energieausbeute. Ein wenig schlechter als bei den bekannten «schwarzen Brettern» ist sie trotzdem. Nach ersten Tests geht Kerstin Müller von etwa fünf Prozent Verlust aus.
Wie viel durch die Beschichtung genau verloren geht, das sollen Messungen aus dem Betrieb des Pilotprojekts zeigen. «Das ist auch der Grund, weshalb wir verschiedenfarbige Module verwendet haben», erklärt die Architektin, «wir wollen herausfinden, wie sich das auswirkt.» Speicherbatterien für die gewonnene Solarenergie werden in wenigen Wochen eingebaut werden, dann wird gemessen, wie die gewonnene Energie im Gebäude eingesetzt wird.
Die Zukunft: eher monochrom
Diese Daten braucht es, sollten die «Silo-Zellen» in Serie gehen. Ganz so bunt wie auf dem Gundeldinger Feld wird ihre Zukunft aber vermutlich nicht aussehen. Die grünen, goldfarbenen, orangen und blauen Panels an der Fassade des Silos passten zwar gut zum Gundeldingerfeld, für den Alltagsgebrauch sei die Gestaltung aber zu farbig, gibt Müller zu. «Die meisten Architekturbüros werden wahrscheinlich eine einheitliche Farbe aussuchen – oder Grau», schätzt sie.