Der SC Bern braucht noch einen Sieg zur Titelverteidigung. Er entscheidet das fünfte Spiel im Playoff-Final gegen den EV Zug klar für sich und siegt 6:1. Das nächste Spiel ist am Montag in Zug.
Von der Ekstase und Euphorie des Zuger Anhangs ist kein Prozent übrig geblieben. Der Aussenseiter wurde beim dritten Auftritt in der SCB-Arena zum zweiten Mal deklassiert. Der Champion setzte rasch einmal zur Demontage an. In der 12. Minute führte er 3:0 und inszenierte zur formidablen Unterhaltung der über 17’000 Zuschauer eine erstklassige Kür.
Bern trickste, feierte und platzierte ein unübersehbares Statement: Die erste Meister-Doublette seit 2001 ist in Griffnähe. Der Dominator der Regular Season spielte auf, wie es sich die Fans auf einem Spruchband gewünscht hatten: «Iz erscht rächt, holet dä Chübu!» Ein weiteres Zuger Comeback ist theoretisch zwar denkbar, nach sportlichem Ermessen ist der 15. Titelgewinn Berns mit zwei Meister-Pucks indes realistischer.
Den ersten Fehltritt in einem Playoff-Auswärtsspiel seit über einem Jahr beantwortete der Meister auf seine spezielle Art und Weise: mit einer imposanten Demonstration der Klasse und des eigenen Hubraums, der unter normalen Umständen grösser ist als jener der nationalen Konkurrenz. An festlichen Abenden ist der SCB derzeit eben tatsächlich lauter, energischer und besser als das Gros der NLA.
Wenn die Nummer 1 des Landes vor eigenem Publikum die taktische Zurückhaltung abstreift und ohne Rücksicht auf Verluste angreift, kann die Angelegenheit für den Gast rasch einmal ungemütlich werden. In solchen Momenten wirkt die Stehrampe mit den gegen 10’000 Anhängern noch Furcht einflössender, als sie ohnehin schon ist; dann wird der Druck unerträglich, dann ist der zusätzliche Berner Energieschub unübersehbar.
Die SCB-Professionals kosteten das Wunschszenario genüsslich aus. Thomas Rüfenacht beispielsweise, der dem Gegner in jeglicher Beziehung wehtat, spielte seine Rolle nahezu perfekt. Er verwickelte seine Kontrahenten in unzählige verbale und physische Rencontres. Und seinen fünften Playoff-Treffer (4:0/32.) zelebrierte er so, als wolle er allen zeigen, dass für den EVZ im weiteren Finalverlauf nur noch eine Statistenrolle vorgesehen sei.
SCB-Orkan und Zuger Kollaps
«Wir sind die bessere Mannschaft.» Plüss vertritt diese Meinung in Bern nicht exklusiv. Beim Titelhalter waren selbst nach der zweiten Overtime-Niederlage in Folge keine grundlegenden Zweifel aufgekommen, auf wessen Seite mehr Qualität vorhanden ist. Wie viel sich in der entscheidenden Phase der Meisterschaft auf mentaler Ebene abspielt, verdeutlichten die ersten Minuten der fünften Begegnung.
Eine frühe Strafe gegen Lino Martschini hob den Game-Plan der Innerschweizer aus den Fugen. Bern verschärfte sofort das Tempo, das Aufkommen im EVZ-Slot verdichtete sich. Andrew Ebbett setzte in der 2. Minuten den ersten Akzent. Der Lärmpegel im ausverkauften Stadion erreichte ohne Verzögerung hohe Werte, die Probleme Zugs akzentuierten sich ungemütlich früh. Die wild entschlossenen Gastgeber powerten weiter, nach 369 Sekunden erhöhte Simon Bodenmann auf 2:0.
Der SCB-Orkan nahm Formen an. Spätestens nach dem 3:0 Müllers (11.) war Zugs Vorhaben, den Meister ein drittes Mal zu überraschen, nur noch Makulatur. Harold Kreis versuchte den Zerfall seiner Mannschaft mit einem umgehenden Timeout zu stoppen. Ein Coup kam nicht mehr infrage, zur Debatte stand im Prinzip nur noch, eine komplette Demütigung abzuwenden. Aber auch dieser Plan missriet gründlich, die Overtime-Spezialisten verschwanden im Kollektiv von der Bildfläche.
«Ich gehe davon aus, dass noch einiges auf uns zurollen wird», hatte Timo Helbling den Jubel des EVZ-Umfeldes nach dem 3:2-Triumph am letzten Donnerstag relativiert. Der Routinier irrte sich nicht – im Gegenteil: Der SCB rollte nicht nur auf den EVZ zu, er überrollte ihn gnadenlos.
Blums Ausfall
Nur eine Personalie trübte das Berner Fest am Rande. Eric Blum verliess den Rink kurz vor Spielmitte mit Schmerzen. Wie schwer sich der Offensiv-Verteidiger und eigentliche Steuermann der SCB-Defensive verletzt hat, ist ungewiss.
Bern – Zug 6:1 (3:0, 2:1, 1:0)
17’031 Zuschauer (ausverkauft). – SR Stricker/Vinnerborg, Borga/Kaderli. – Tore: 2. Ebbett (Rüfesnacht, Lasch/Ausschluss Martschini) 1:0. 7. Bodenmann (Blum, Ebbett) 2:0. 11. Müller (Gagnon, Krueger) 3:0. 32. Rüfenacht (Arcobello/Ausschluss Helbling) 4:0. 35. (34:16) Grossmann 4:1. 36. (35:42) Arcobello (Rüfenacht) 5:1. 45. Untersander (Arcobello, Ebbett/Ausschluss Morant) 6:1. – Strafen: 2mal 2 Minuten gegen Bern, 9mal 2 Minuten gegen Zug. – PostFinance-Topskorer: Arcobello; Martschini.
Bern: Genoni; Jobin, Krueger; Untersander, Blum; Andersson, Gerber; Kamerzin; Hischier, Plüss, Scherwey; Lasch, Ebbett, Bodenmann; Rüfenacht, Arcobello, Moser; Berger, Gagnon, Müller; Randegger.
Zug: Stephan; Helbling, Grossmann; Diaz, Morant; Schlumpf, Alatalo; Erni; Klingberg, Immonen, Senteler; Martschini, Holden, Suri; Zangger, McIntyre, Lammer; Peter, Diem, Schnyder; Fohrler.
Bemerkungen: Bern ohne Noreau, Garnett, Reichert, Kreis, Thibaudeau, Rochow, Dubois und Meyer, Zug ohne Lüthi, Järvinen, Markkanen und Haller (alle überzählig). Blum (29.) und Diem (32.) verletzt ausgeschieden. Timeout Zug (11.).