Das Neujahrskonzert in Wien als Bekenntnis zu Europa

Als Mariss Jansons am Sonntag mit dem „Vaterländischen Marsch“ das Konzert 2012 der Wiener Philharmoniker einläutete, bestand kein Zweifel, dass er damit eher für Weltoffenheit warb, statt krisenbedingten Groll gegenüber den „Anderen“ zu hegen.

Neujahrskonzert 2012 in Wien (Bild: sda)

Als Mariss Jansons am Sonntag mit dem „Vaterländischen Marsch“ das Konzert 2012 der Wiener Philharmoniker einläutete, bestand kein Zweifel, dass er damit eher für Weltoffenheit warb, statt krisenbedingten Groll gegenüber den „Anderen“ zu hegen.

Der Lette lieferte in weiterer Folge ein subtil beschwingtes Bekenntnis zu Europa ab. Der spezielle Gruss ging diesmal an das neue EU-Vorsitzland Dänemark. Und auch Jansons selbst, der das Ereignis zum zweiten Mal dirigierte, sowie der Musikverein und Gustav Klimt wurden gefeiert.

Noch einen Monat zuvor hatten Fans des Konzerts gezittert, ob Jansons auch wirklich am Pult stehen würde: Krankheitsbedingt hatte er Auftritte absagen müssen. Energiegeladen betrat er nun aber am Neujahrstag den Goldenen Saal, nachdem er 2006 sein Debüt als Dirigent des Neujahrskonzert gegeben hatte.

Mit der „Carmen-Quadrille“ von Eduard Strauss hatten ihm die Philharmoniker eine kleine programmatische Überraschung gemacht, da Jansons aus Gesundheitsgründen 2010 seinen Einsatz an der Wiener Staatsoper in der Bizet-Oper absagen hatte müssen. Dementsprechend ungebremst und wendig gestaltete er „seine“ Quadrille.

Nicht genug der Verehrung für den Maestro. Dieser durfte bei der Polka Française „Feuerfest“ von Josef Strauss mit Hämmern publikumswirksam einen Amboss bearbeiten. Einige Werke der Strauss-Dynastie, die speziell für St. Petersburg, dem Wohnort Jansons, geschrieben wurden, rundeten die Hommage ab.

Sängerknaben und Dänemark

Da passte auch Peter Iljitsch Tschaikowsky als heuriger „Gastkomponist“ perfekt ins Konzept, dessen „Panorama“ und „Walzer“ aus „Dornröschen“ mit ungewohnt optimistischer Patina dargeboten wurden.

Der Traditionsanlass wurde vom Österreichischen Rundfunk (ORF) in 73 Länder übertragen. Beim Konzert traten bei der Polka „Tritsch Tratsch“ von Johann Strauss Sohn sowie bei „Feuerfest“ die Wiener Sängerknaben erstmals seit 1998 auf.

Traditionell ist auch die Hommage an die jeweilige neuen EU-Ratspräsidentschaft zu Jahresbeginn, die diesmal Dänemark galt. Der „Kopenhagener Eisenbahn-Dampf Galopp“ von Hans Christian Lumbye liess nicht nur die eisenbahnergerecht bemützten Schlagwerker der Philharmoniker dampfen und schnauben, Jansons selbst gab via Pfeife das Signal zur Abfahrt.

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