Die einst so stolze Fussball-Nation Niederlande kommt nicht zur Ruhe. Bondscoach Danny Blind steht vor dem ersten WM-Qualifikationsspiel in Schweden bereits mächtig unter Druck.
Erst kündigte Assistent Dick Advocaat überraschend seinen Abschied zu Fenerbahçe Istanbul an, dann erklärte der andere Co-Trainer Marco van Basten, dass er die niederländische Nationalmannschaft ebenfalls zeitnah in Richtung FIFA verlassen will. Und auch der heftig in die Kritik geratene Fussball-Direktor Bert van Oostveen wird seinen Posten beim einst so stolzen Königlich Niederländischen Fussball-Verband (KNVB) aufgeben. «Oranje im Griff des Chaos», fasste das Fachmagazin «Voetbal International» treffend zusammen.
Dass obendrein der altgediente Teambetreuer Hans Jorritsma gegen den Willen des überforderten Bondscoaches Danny Blind gehen soll, macht das Durcheinander perfekt. Angeführt von Captain Wesley Sneijder unterschrieb die Mannschaft einen Brandbrief, in dem sie vom Verband die Weiterbeschäftigung des 67-Jährigen forderte.
Und in dieser explosiven Gemengelage soll der Neustart gelingen? Schwer vorstellbar, wie schon die 1:2-Niederlage im Test gegen Griechenland am Donnerstag zeigte. Es war bereits die fünfte Heimpleite der Niederlande in Serie.
Der bereits deutlich angezählte Blind, unter dessen Leitung fünf von elf Spielen verloren gingen, gibt sich vor dem schweren Gang nach Schweden kämpferisch. «Das war nur ein Freundschaftsspiel, am Dienstag wollen wir unser wahres Gesicht zeigen», sagte Blind. Bei einer neuerlichen Niederlage dürfte es angesichts der unsicheren Strukturen im Verband auch für ihn eng werden.
Die Mannschaft weiss um die Bedeutung der Partie in Solna, befindet sich in der schweren Gruppe A doch auch noch der EM-Zweite Frankreich. Und nur der Gruppensieger löst direkt das Ticket nach Russland. «Wir wollen nicht gewinnen, wir müssen», sagte Sneijder. «Mit der Partie in Schweden steht und fällt alles.»