Sebastião Ribeiro Salgado schreibt mit Licht. Wozu also etwas über ihn mit Buchstaben schreiben? Weil die Begeisterung über den Film über ihn, gedreht von Wim Wenders, sich beschreiben lässt.
Wozu Worte verlieren, wenn Bilder jedes Wort verloren wirken lassen? Vielleicht als eine Ermutigung, sich die Fotografien von Sebastião Salgado auf der grossen Leinwand anzuschauen. Wim Wenders, seit Jahren von den Fotografien des Brasilianers fasziniert, hat ihm ein filmisches Denkmal errichtet und holt gleichzeitig dem Film sein fotografisches Gedächtnis zurück.
Der Brasilianer Sebastião Salgado ist einer der Grossen in der Fotografie. Das Geheimnis seiner Bilder verrät er selber mit der etymologischen Herkunft des Wortes Fotographie. Seine griechische Herkunft erhellt, was er tut: «Fotografieren setzt sich zusammen aus ‹Licht› (φῶς, fos) und ‹schreiben› (γράφειν, graphein). Ich schreibe mit Licht.»
Der Schattenzeichner
Seit mehr als 40 Jahren hält der Brasilianer mit seinen Bildern des Hungers, der Armut, der Not die Welt in Atem. Wim Wenders hat die Dokumente jetzt zum Anlass eines erschütternden Filmdokumentes gemacht. Ein Film, der uns die Zeit lässt, die wir brauchen: um Atem zu schöpfen, zwischen Schatten und Licht.
Immer lässt Wenders Bilder stehen und gibt dem Film sein Recht, aus lauter gewaltigen Bildern zu bestehen. Je länger die Bilder stehen, desto lebendiger wird unser eigener Film. Wenders begleitet uns nicht nur zu den Festhaltungen eines der grössten Fotografen der Zeit. Er erlaubt sich auch eine wuchtige Verbeugung vor der Kunst, die gefälligst Licht und Schatten der Welt einzufangen hat, unbequem, visionär, zum Weinen wirklich.
Grossartig. Da ist jedes weitere Wort aus hilflosen Buchstaben nur überflüssig: Gehen Sie lieber und erleben Sie, wie man mit Licht schreiben kann.
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Der Film läuft u.a. in Basel in den Kult-Kinos.