Das Spiel spielen, wie es der FC Sion tut

Der FC Sion bedroht den Schweizer Fussball im Ganzen und den FC Basel im Speziellen. Da gibt es nur eine Lösung: Punktabzüge für die Walliser. Ein Kommentar.

Der FC Sion bedroht den Schweizer Fussball im Ganzen und den FC Basel im Speziellen. Da gibt es nur eine Lösung: Punktabzüge für die Walliser. Ein Kommentar.

Manchmal kann die Lösung für ein vertracktes Problem ganz einfach sein. Alles, was es braucht, ist ein ­anderer Blickwinkel. Der Schweizer Fussball steht derzeit nur scheinbar vor einem gordischen Knoten. Kaum entwirrbar wirken die vielen Gerichtsfälle vor zivilen und Sportgerichten, die Christian ­Constantin mit seinem FC Sion angezettelt hat. Nun fordert der Weltverband Fifa ultimativ die ­Bestrafung der Walliser, er droht mit einem Ausschluss der Schweiz vom interna­tionalen Fussball. Und die Schweizer Funktionäre stehen vor der Frage: Wie kann die Fifa besänftigt werden, ohne die eigenen Rechtsgrundsätze über Bord zu werfen?

Bis zum Redaktionsschluss dieser Ausgabe am Mittwochabend war dazu noch kein Entscheid gefallen. Aber dass der Schweizerische Fussballverband (SFV) und die Swiss Football League (SFL) etwas tun müssen, ist klar. Immerhin ist von der Drohung der Fifa auch der FC Basel als unschuldiges Opfer betroffen, der bei einer Suspendierung der Schweiz keinen Champions-League-Achtelfinal gegen Bayern München spielen könnte. Es geht da um Sport – aber auch um rund sechs Millionen Franken Einnahmen für die Basler.

Eine Strafe als Ausweg

Der Ausweg für die Schweiz besteht in einer Bestrafung der Sittener: Punktabzug für unsportliches Verhalten, weil der Club Spieler eingesetzt hat, die gemäss Fifa nicht hätten ­spielen dürfen. Ob das Vorgehen juristisch haltbar ist, ist derzeit zweitrangig. Jetzt ist der Moment gekommen, um das Spiel so zu spielen, wie es der FC Sion von Beginn weg getan hat.

Bei all den juristischen Verfahren, die Constantin angezettelt hat, ging es ihm nämlich auch nie darum, ob er in der Sache am Ende in der letzten Instanz Recht bekommt. Constantin schaut darauf, was er praktisch herausholen kann. So hat er mit einer ­superprovisorischen Verfügung jene sechs Spieler während fast eines halben Jahres eingesetzt, die er gar nicht hätte verpflichten dürfen.

Dass die Spieler in der Sache, nämlich in der Frage, ob ihre Persönlichkeits­rechte verletzt würden, schliesslich ­abgeblitzt sind, war irrelevant. Die sechs haben gespielt – und es wurden trotzdem keine Forfait-Niederlagen ausgesprochen. Die Sittener standen als Sieger da – obwohl sie vor Gericht verloren hatten.

Die Tabelle steht erst nach einem Gerichtsentscheid

Constantin wird auch gegen einen Punktabzug alle denkbaren juristischen Schritte ergreifen. Das ist sein gutes Recht. Nur wird das endgültige Urteil den Schweizer Fussball nicht mehr gefährden. Wenn Constantin verliert sowieso nicht. Gewinnt er aber, dann hat die Fifa auch keine Handhabe mehr, um die Schweiz zu suspendieren.

Einziger Pferdefuss: Die Tabelle der Super Lea­gue wird bis zum Abschluss der Streitereien mit einem Sternchen versehen sein. Erst wenn der Internationale Sport­gerichtshof entschieden hat, steht die Rangliste der Meisterschaft fest. Aber das ist ja bereits jetzt der Fall.

Artikelgeschichte

Erschienen in der gedruckten TagesWoche vom 23/12/11

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