Das grosse 1:12-Transparent an der Fassade des Gewerkschaftshauses ist abgehängt. Auf einem Dutzend kleiner Fähnchen werben die im Haus untergebrachten Organisationen aber weiter gut sichtbar für die Initiative.
Der Berichterstatter der «Basler Zeitung» wähnte sich quasi vor Sodom und Gomorra: «Die Gewerkschaft, die sonst lauthals jede angebliche Ungerechtigkeit an den Pranger stellt, wenn es um die eigenen Interessen geht, hat offenbar ganz seltsame Moralvorstellungen», schrieb er gestern Dienstag in einem Kommentar, der vom Ton her an die Grenze zum Wutanfall heranreichte.
Gegenstand des grossen Missvergnügens war das grosse Transparent an der Fassade des Gewerkschaftshauses, das für eine Annahme der 1:12-Initiative warb. Jawohl warb, denn seit heute Mittwoch (20. November) hängt das Transparent nicht mehr – so wie es Matthias Scheurer, Gewerkschaftssekretär beim VPOD und Präsident der Gesellschaft Gewerkschaftshaus an dieser Stelle bereits angekündigt hatte.
Die Fassade wirkt irgendwie nackt
Damit ist die Geschichte bzw. der Streit rund um das Transparent aber noch nicht vorbei. Eigentlich hätte es auf Aufforderung des Bau- und Gewerbeinspektorat hin bereits am 15. November abgehängt werden müssen. Die Amtsstelle hat wegen des Verstreichenlassens der Frist Anzeige erstattet.
Irgendwie wirkt jetzt die Fassade mit dem breiten Betonstreifen, der gut einen Drittel der Fläche einnimmt, etwas nackt und abweisend. Unklar ist, ob die Behörden jemals wieder eine Behängung dulden werden. In der Verfügung gegen das Transparent hiess es: «Gemäss Reklamenkonzept der Stadtbildkommission sind Grossreklamen an gestalteten Gebäudefassaden grundsätzlich nicht möglich. Das Zusammenspiel mit der vorhandenen Architektur kann keinesfalls die Kriterien einer guten Gesamtwirkung erzielen.» Aber könnte es denn nicht sein, dass der Architekt Haus Baumann, der das 1961/62 errichtete Gewerkschaftshaus entworfen hatte, diesen Teil der Fassade ganz absichtlich für die Behängung mit politischen Parolen fensterlos gelassen hatte?