Das Wort der Stunde: Respekt

Respekt ist das Wort der Stunde. Das Wort, das die Leistungen der drei Schweizer Asse beim US Open vereint auf den Punkt bringt.

Roger Federer jubiliert nach seinem Sieg gegen Richard Gasquet an den U.S. Open in New York, September 9, 2015.

(Bild: CARLO ALLEGRI)

Respekt ist das Wort der Stunde. Das Wort, das die Leistungen der drei Schweizer Asse beim US Open vereint auf den Punkt bringt.

Respekt zuerst für Roger Federer. Vor zwei Jahren, die Älteren werden sich noch erinnern, rief manch einer dem Maestro zu, er solle sich doch besser in den Ruhestand verabschieden, bevor er sich sein Lebenswerk noch gänzlich ruiniere. Federer litt damals unter bösen Rückenschmerzen, aber es ist nicht sein Fall, das in der öffentlichen Debatte als Entschuldigung fürs Scheitern und Verlieren einzuführen. Doch wo steht er heute, der 34-jährige Familienvater: Beim amerikanischen Grand Slam schwebt er regelrecht über die Courts, wird verehrt wie ein Säulenheiliger, spielt allerdings auch Tennis zum Verlieben. Federer ist nie müde geworden, immer neue Ideen und Innovationen in sein Spiel zu integrieren, sein wundersamer Aufschlagretun ist das letzte Beispiel für seine kreative Kraft und Courage. Alles, absolut alles ist ihm wieder zuzutrauen.

Respekt, mehr denn je, gilt auch für Stan Wawrinka. Wer kann schon nachvollziehen, was es bedeutet, im Schatten eines Roger Federer an einer Weltkarriere zu feilen? Natürlich kann man einwenden, dass es sich im Federer-Schatten gut ohne Druck, Erwartungen und Ansprüche leben ließe. Aber gelten würde das nur für einen Athleten, der letztlich keine Ambitionen auf eine wirklich bedeutende Karriere und vielleicht auch nicht die nötigen Potenziale hat. Wawrinka hat aber beides, den Ehrgeiz und die Qualität, und umso mehr ist ihm anzurechnen, dass er stur weiter an sich arbeitete – trotz aller Niederlagen, trotz aller Enttäuschungen. Und dass er mit Magnus Norman einen idealen Trainer für sich fand, einen, der die letzten fehlenden Prozentpunkte herauskitzelte. So konnte es dann auch geschehen, dass Wawrinka sportlich auf Augenhöhe mit Federer durch die Tenniswelt schreitet.

Respekt zuletzt, den muss man auch für Martina Hingis haben. Bei ihrem dritten Comeback versucht sie sich erst gar nicht am Unnötigen und Unmöglichen, also Einzelauftritten gegen Serena Williams und Co. Hingis hat in der Nischengesellschaft der Doppel einen idealen Platz gefunden, um weiter ihre Tennisliebe zu leben. Sie kann und wird das noch einige Jahre mit größtem Erfolg tun, das steht bei ihrer Klasse außer Zweifel. Hingis hat vieles versucht, vieles angefangen und mit vielem auch wieder aufgehört, bis sie sich wieder dem Spiel auf den Courts zuwandte. Das ist, wie man sieht, immer noch ihr Zuhause. Das andere Leben kann noch warten.

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