Das Wort zu(r Schweiz a)m Sonntag

Eine Replik auf den Artikel über die TagesWoche in der «Schweiz am Sonntag». In ihrer Ausgabe vom 16. Juni befasst sich die «Schweiz am Sonntag» mit dem Umbau, der aktuell bei der TagesWoche zu beobachten ist. Ich war ehrlich gesagt nicht ganz frei von Sorge, denn erstens ist die Zeitung ja doch eine Konkurrentin, zweitens gilt […]

Der Artikel in der heutigen «Schweiz am Sonntag».

Eine Replik auf den Artikel über die TagesWoche in der «Schweiz am Sonntag».

In ihrer Ausgabe vom 16. Juni befasst sich die «Schweiz am Sonntag» mit dem Umbau, der aktuell bei der TagesWoche zu beobachten ist. Ich war ehrlich gesagt nicht ganz frei von Sorge, denn erstens ist die Zeitung ja doch eine Konkurrentin, zweitens gilt Autor Christian Mensch in der Branche ja als ziemlich hartnäckiger, um nicht zu sagen bissiger Hund. Die Angst war nicht ganz unbegründet, aber zum Teil eben doch. Der Artikel ist nicht nur fair (vielen Dank dafür an dieser Stelle!), sondern, was meine Wenigkeit betrifft, sogar fast ein bisschen schmeichelhaft. Macht aber nix.

Trotzdem möchte ich ein paar Punkte klarstellen, die allenfalls falsch verstanden werden könnten:

Die Printausgabe der TagesWoche wird nicht «verschlankt». Unserer Zeitung soll nach wie vor die Rolle eines Flagships zukommen. Wir wollen die Produktion unseres Printprodukts effizienter gestalten, damit mehr Ressourcen für die Bespielung unserer digitalen Kanäle frei werden. Deshalb haben wir einen Newsroom eingerichtet, der die konvergente Bespielung all unserer Kanäle zum Ziel hat. Damit das funktionieren kann, wird am Ende des Umbaus wohl ein Redesign unserer Zeitung stehen. Die Zeitung wird nicht schlechter sein als die heutige, das schiere Gegenteil ist unsere Absicht. In Remo Leupin haben wir einen Leiter Print, der dafür bürgt. Eine schlechte Zeitung wäre mit ihm schlicht nicht zu machen. Und mit mir auch nicht. Punkt.

Natürlich ist mir die Rentabilität unseres Mediums nicht wurscht. Was ich dem Autor des Stücks zu erklären versuchte, ist: In der heutigen Zeit ist es für einen Unternehmer schlicht nicht interessant, ein Medium zu lancieren. Es sei denn, es geht ihm gar nicht ums Geld verdienen, aber das ist ein anderes Thema. Was wir sehen, ist, dass Häuser, die den Onlinejournalismus in der Schweiz bislang dominierten, Paywalls hochziehen, um den kostenlosen Zugang zu ihrer Information zu beschränken. Dabei geht es meiner und der Ansicht lichterer Köpfe nach nicht darum, die Leute zum Bezahlen für Onlineinhalte zu bewegen. Sondern darum, die Printprodukte vor der Gratiskonkurrenz im eigenen Haus zu schützen. Andere Häuser, allen voran Ringier, wandeln sich zu eigentlichen Unterhaltungskonzernen, die ihre Medien dazu benutzen, mehr Tickets für Konzerte zu verkaufen, die sie mit ihrer hauseigenen Konzertagentur veranstalten.

Profitabel ist nicht gleich rentabel. Dass es für einen profitorientierten Unternehmer uninteressant ist, in Medien zu investieren, bedeutet nicht, dass sie nicht rentabel betrieben werden können. Rentabel bedeutet bei der TagesWoche: kostendeckend. Ein klassischer Verleger wird erwarten, dass ihm sein Medium nach Erreichen des Breakeven irgendwann eine schöne Villa, eine schnittige Jacht und einen knallroten Ferrari abwirft. Diese Zeiten sind leider vorbei. Noch machen bei uns die Zeitungen nicht reihenweise dicht, wie es etwa in den USA zu beobachten ist. Das ist eine dramatische und gefährliche Entwicklung. Unabhängige Medien sind das Herz jeder Demokratie.

Hier kommt das Mäzenatentum ins Spiel. Wenn es ökonomisch nicht interessant ist, in Medien zu investieren, müssen das Leute oder Organisationen tun, denen anderes wichtig ist als der Profit. Bei der TagesWoche ist genau das passiert. Deshalb wird unser Modell auch so genau beobachtet, und das weit über die Grenzen der schönen Schweiz hinaus. Die TagesWoche wird und darf auch gar nicht scheitern, denn das wäre ein verheerendes Signal für diesen Lichtschimmer im ach so düsteren Medienwandel, der ja hauptsächlich von Niedergang und Ausverkauf geprägt ist.

Die TagesWoche hält ihre Information für demokratierelevant. Das ist nicht nur unser Anspruch, sondern recht eigentlich unsere Daseinsberechtigung. Deshalb werden wir den Zugang zu unserer Information nicht künstlich beschränken. Wer unsere – gerade in Basel – wichtige Arbeit unterstützen will, ist herzlich dazu eingeladen.

Die TagesWoche hat noch viel Grosses vor. Wir wollen ein Medium werden, das von seinem Publikum geprägt ist. Dazu wollen wir uns noch mehr öffnen für Inputs aus unserer Community. Das wird auf vielfältige Art und Weise passieren. Und das wird uns immer mehr von konventionellen Medien unterscheiden. Ich versuch das denen gar nicht zu erklären, sie werden uns trotzdem weiter mit irgendwelchen Newsportalen vergleichen. Fakt ist: Die TagesWoche ist ein soziales Medium.

Und dann noch ein Wort zu unserem Onlineprogramm: Wenn ich höre und lese, wer die TagesWoche in diesem Bereich so kritisiert, muss ich einfach herzlich lachen.

Man muss sich das halt schon mal vergegenwärtigen: Als die TagesWoche an den Start ging, war da kein riesiges Verlagshaus, das uns ein Konzept, einen Businessplan und eine Corporate Identity aufgedrückt hat. Was zuerst einmal toll ist. Aber da war eben auch niemand, der uns eine Redaktion mit funktionierender Infrastruktur hingestellt hätte. Nein, das haben wir alles selbst gemacht. Wir setzten dabei auf neue Technologien und alternative Anbieter (ein Special Shoutout an dieser Stelle an unsere Freunde von Sourcefabric). Und noch während vor lauter Neuem alle am Anschlag liefen, haben wir innerhalb eines Jahres ein komplettes Redesign unserer Website bewerkstelligt, eine App gelauncht und was weiss ich nicht alles. Womit andere Häuser ganze Abteilungen Monate beschäftigen, können wir knapp mal einen Mann auf Trab halten: David «Power to the» Bauer.

Die TagesWoche hat in Sachen Onlinejournalismus immer wieder Zeichen gesetzt. Zu wenig, klar, aber hey, hallo, die meisten Schlafkappen in diesem Land könnten sich davon durchaus ein Scheibchen abschneiden. Das ging nur, weil unsere Crew sich von allem Anfang an wissbegierig und ohne Rücksicht auf die eigene Befindlichkeit in dieses Projekt gestürzt hat. Dass das von denen, die am lautesten meckern, nicht gewürdigt werden kann, vermag nicht wirklich zu erstaunen. Was zeitgemässer und zukunftsträchtiger Onlinejournalismus sein könnte, dürfte den meisten alles andere als klar sein. Mit anderen Worten: Ihr seid ja bloss neidisch!

Aber easy. Erstens sind unsere Zahlen ganz einfach grossartig: Unsere Website wurde in den letzten 30 Tagen von über 200’000 Unique Clients besucht. Die Zahl der Besuche beträgt bald 500’000 pro Monat. Das Feedback, das wir – vom Publikum, und das ist uns wichtiger als jenes der Konkurrenz – erhalten, ist ausgesprochen positiv. Und wir haben eine durchaus kritische Community.

Das alles bestätigt mich darin, dass wir auf dem richtigen Weg sind. Es ist ein grosses Privileg für mich, die TagesWoche und die Leute, die sie machen, auf dem Pfad der Innovation weiterführen zu dürfen. Und es macht einen Heidenspass! Weil die TagesWoche die Substanz, die Kraft und die Leute hat, diesen Weg zu gehen. Das ist so, weil wir das gemacht haben, was wir bis jetzt gemacht haben. Natürlich haben wir Fehler gemacht. Was man sicher sagen kann, ist, dass wir mehr richtig gemacht haben als falsch. Darum freue ich mich auf alles, was passiert. Und speziell freut mich, dass die TagesWoche diesen Prozess auf so souveräne und alle Beteiligten respektierende und würdigende Art macht. Dass unsere Neuorganisation manchen Mitbewerbern als «zu wenig konsequent» taxiert wird, geht mir komplett am Allerwertesten vorbei. Wir sind eins, und dass wir uns lieb haben, kann ich beim besten Willen nicht schlecht finden.

Einen schönen Sonntag allerseits!

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