Das Zauberwort im Schweizer Team heisst Geduld

Von der Euphorie in der Heimat lässt sich das Schweizer Nationalteam nicht anstecken. Es belässt den Fokus trotz des späten Siegtores gegen Ecuador ausschliesslich auf dem Fussball.

Nach dem Sieg gegen Ecuador stand Regeneration auf dem Programm (Bild: SI)

Von der Euphorie in der Heimat lässt sich das Schweizer Nationalteam nicht anstecken. Es belässt den Fokus trotz des späten Siegtores gegen Ecuador ausschliesslich auf dem Fussball.

Rund fünf Stunden nach Spielschluss in Brasilia waren die Auftaktsieger wieder zurück in ihrer WM-Basis in Porto Seguro. Überaus lautstark empfangen von drei Trommlern und zwei Bläsern, die den Schweizern zu deren Überraschung ein Ständchen spielten. Auch die Leute vor Ort freuten sich mit ihren prominenten Gästen über den resultatmässig gelungenen Start in die WM 2014.

Der Tag nach dem erkämpften 2:1 gegen Ecuador stand für das Schweizer Team dann ganz im Zeichen der Regeneration. Auf dem Rasen absolvierten nur die drei Goalies und acht Feldspieler, unter ihnen auch der Siegtorschütze Haris Seferovic, vor ein paar Dutzend Einheimischen während einer guten Stunde ihre Übungen. Die Titulare von Brasilia – mit Ausnahme von Diego Benaglio – durften die Füsse im Hotelpool baden oder konnten sich im Kraftraum die Müdigkeit aus den Beinen strampeln.

Bei der Aufarbeitung des aufwühlenden Sonntagnachmittags im wunderbaren Estadio Nacional waren die Bedingungen, auf die im Vorfeld immer wieder hingewiesen worden war, kein Thema mehr. Im Fokus standen andere Aspekte, etwa die Reaktion auf die schwache erste Halbzeit. Die Leistung vor der Pause war weniger der Hitze auf dem Platz als viel mehr der Nervosität geschuldet. «Aber», sagte Johan Djourou, «der Trainer nahm Korrekturen vor, hat ziemlich entscheidende Wechsel getätigt und wir konnten reagieren.»

Hitzfeld hatte einmal mehr mit Erfolg an die Geduld seiner Akteure appelliert. An jene Stärke also, die sie während der ungeschlagen gemeisterten WM-Qualifikation und den Tests gegen Kroatien, Jamaika und Peru so ausgezeichnet hatte. In diesen 13 Partien lag Hitzfelds Equipe genau während zwölf Minuten im Rückstand: Auf das 0:1 gegen Island (4:4), als am Ende weitere drei von insgesamt nur sechs Gegentoren während der Vorausscheidung fielen, konnte die Schweiz damals in der Person von Stephan Lichtsteiner reagieren.

Der genaue Wortlaut von Hitzfelds Pausenansprache drang wie immer nicht nach aussen. Hitzfeld gab immerhin einen kleinen Einblick in seine Gedankenwelt vom Vortag. «Ich habe der Mannschaft gesagt, sie solle ruhig bleiben. Wir haben die Qualität, um auch in der 80. Minute noch zwei Tore zu machen.» Dann benötigte auch der Trainer das Zauberwort mit den sechs Buchstaben. «Wir haben in der Vorbereitung darauf hingearbeitet, dass es Geduld brauchen wird.» Die beiden WM-Checks in Luzern hätten der Mannschaft den Glauben gegeben, «dass sie es kann». Geduld wird spätestens im letzten Gruppenspiel gegen Honduras am 25. Juni womöglich wieder zu einem wichtigen Thema.

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