Die Zweitwohnungsinitiative könnte in den nächsten Jahren zum Verlust von tausenden Arbeitsplätzen im Alpenraum führen. Ab 2015 dürfte die Beschäftigtenzahl aber wieder steigen. Eine Studie im Auftrag des Bundes hält den Wandel dennoch für verkraftbar.
In rund 500 Gemeinden darf künftig keine Zweitwohnung mehr gebaut werden, weil der von der Zweitwohnungs-Initiative festgelegte Anteil von 20 Prozent erreicht ist. In diesen Gemeinden entstanden zwischen 2000 und 2010 jährlich rund 2500 Zweitwohnungen, wie eine Studie des Forschungsinstituts BAKBASEL schätzt. Das entspricht Investitionen von rund 1,2 Milliarden Franken pro Jahr.
Wie sich der Wegfall der Bautätigkeit auf den Tourismus und die Volkswirtschaft auswirkt, liess das Staatssekretariat für Wirtschaft (SECO) in zwei Gutachten analysieren, wie es am Donnerstag mitteilte. Die Untersuchung zum Arbeitsmarkt zeigt, dass das Schlimmste 2015 überstanden sein dürfte.
8600 Arbeitsplätze weniger
BAKBASEL hat mehrere Szenarien durchgerechnet, da die Umsetzung der Zweitwohnungs-Initiative einen grossen Einfluss auf die Wirkung hat. Der Arbeitsplatzverlust bis 2015 reicht von rund 6000 bis rund 14’000 gegenüber einem Szenario ohne Zweitwohnungs-Initiative. Danach setzt zwar eine Erholung ein, es bleibt aber in jedem Modell ein Minus von mindestens 1600 Stellen im Jahr 2025.
Als wahrscheinlichstes Szenario betrachtet die Studie eine Umsetzung, welche der vorläufigen Verordnung des Bundesrates entspricht. Dabei gingen bis 2015 insgesamt 8600 Arbeitsplätze verloren, was einem Minus von 0,8 Prozent entspricht. 2025 dürfte demnach der Verlust noch 4800 Arbeitsplätze betragen.
Am stärksten betroffen sein wird die Bau- und Immobilienbranche. Da viele Beschäftigte saisonal angestellt und Ausländer sind, dürfte der Verlust nicht voll auf die Arbeitslosenzahlen durchdrücken.
Gewinner sind Hotels und Ferienwohnungen
Als Gewinner sieht die Studie Hotels und die Anbieter von Ferienwohnungen, bei denen die Nachfrage steigen wird, da die Tourismusnachfrage insgesamt steigen dürfe. BAKBASEL rechnet dabei auch mit mehr Arbeitsplätzen sowie einem effizienteren Wirtschaften.
Die Wertschöpfung folgt nach der Studie dem gleichen Pfad wie die Beschäftigungssituation. Nach dem wahrscheinlichsten Szenario dürfte 2015 der grösste Einbruch beim Bruttoinlandprodukt (BIP) im Alpenraum mit -0,7 Prozent erreicht sein, 2025 könnte das Minus noch 0,4 Prozent betragen. Die Wertschöpfung im Zusammenhang mit Zweitwohnungen macht im Alpenraum rund 6 Prozent des BIP aus.
Bei den Steuern errechnet die Studie einen Verlust von 92 Millionen Franken bis 2015. 2025 dürfte das Minus noch immer 73 Millionen Franken betragen.
Weniger Investitionen in gehobene Hotel-Klasse
In einer weiteren Studie liess das SECO vom Beratungsunternehmen BHP – Hanser und Partner die Auswirkungen auf Tourismusinfrastrukturen untersuchen. Das SECO geht davon aus, dass im Jahr 2016 bis zu 200 Millionen Franken weniger in Neu- und Umbauten von Hotels investiert werden dürften als ohne Initiative. Wiederum steigen die Investitionen danach wieder an.
Betroffen wäre vor allem die gehobene Hotel-Klasse mit mehr als drei Sternen, da solche Bauten oft durch den Bau und Verkauf von Zweitwohnungen querfinanziert werden. Zunehmen dürften Feriendörfer.
Das SECO plädiert für eine „tourismusfreundliche Ausführungsgesetzgebung“, wie das Amt aus dem Departement von Volkswirtschaftsminister Johann Schneider-Ammann festhält. Aufgrund der beiden Wirkungsanalysen will das SECO zudem prüfen, ob flankierende Massnahmen für den Tourismus sinnvoll wären.
Allerdings gebe es schon heute entsprechende Förderinstrumente wie beispielsweise über die Regionalpolitik, die Schweizerische Gesellschaft für Hotelkredit (SGH) oder das Förderprogramm Innotour, hält das SECO fest. Der Bundesrat will im kommenden Juni einen Tourismusbericht vorlegen, in dem er ebenfalls flankierende Massnahmen thematisieren will.