Dead Man Down

Das Rezept ist einfach: Man nehme einen Schauspieler mit Dackelblick. Man lasse ihn, Colin Farrell, erst einmal mit einem Baby auf dem Arm etwas über Familiensinn sülzen. Dann lasse man ihn um sich ballern. Warum der Dackelblicker um sich schiesst, muss jetzt noch niemand verstehen. Wir verstehen es auch so: Der Dackelblick ist halt eher […]

Rache ist süss

Das Rezept ist einfach: Man nehme einen Schauspieler mit Dackelblick. Man lasse ihn, Colin Farrell, erst einmal mit einem Baby auf dem Arm etwas über Familiensinn sülzen. Dann lasse man ihn um sich ballern. Warum der Dackelblicker um sich schiesst, muss jetzt noch niemand verstehen. Wir verstehen es auch so: Der Dackelblick ist halt eher der schweigsame Typ, der lieber mal eine Kugel zuviel schiesst, als ein Wort zu wenig sagt.

Des Weiteren müssen wir jetzt erst einmal eine alleinstehende Frau verkraften, deren Tränendrüsen (Noomi Rapace) schlecht vernarbt wirken, teils weil sie etwas früh aufstehen musste, teils weil die Maske ihr zusetzt, teils, weil behauptet werden muss, sie sei bei einem Autounfall arg entstellt worden, aber doch so nett zusammengeflickt, dass wir sie alle ganz hübsch hübsch finden. Sie wohnt schräg gegenüber vom Dackelblick mit ihrer halb tauben Mutter und macht Winkewinke mit dem Dackelblick, wobei die vielen Narben jedes Lächeln in ihrem Gesicht zu Schmerz werden lassen. Was uns dem Thema des Films wieder näher bringt: Nicht zum Lächeln sind wir hier sonder zum Rächeln.

Rache ist süss. Das wissen wir spätestens, seit wir beim Abbiegen einem Drängler ein filmgeschultes «Fuck you» nachgerufen haben – wobei wir nicht die im Geschlechtsverkehr landesweit seltene, sondern die heute im Strassenverkehr übliche, und im Personenverkehr unbeliebte Variante meinen: Eine Art megablutige Kurzfassung des Grafen von Monte Christo, der all sein Handeln zu Chefrache erklärt hat.

Wer sich also jetzt endlich auf eine bewährt amerikanische Rache-Arie freuen will, muss erst einmal mehrere Verträge für Product-Placements der Waffenindustrie über sich ergehen lassen. Prominent im Vordergrund fuchtelt eine russische Waffe, die – ähnlich oft wie das «Fuck you» – mit Wohllaut eingesetzt wird. Den Waffen-Narren werden Kaliber, Typ, Verschlussgeschwindigkeit etc. gleich mal vor den Latz geknallt, damit Sie, wenn Sie im Waffen-Grosshandel so ein Dings vom Ständer nehmen, es nicht zu früh Bums macht.

Spätestens jetzt darf das hübsch vernarbte Frauenwesen, obwohl jedes Lächeln schmerzt, mit dem Dackelblick anbandeln. Auch sie führt nämlich einen Rachefeldzug. Beatrice hat einen bösen Verkehrsunfall  gehabt – (Nein nicht in diesem Verkehr (Fuck you! s.o.)), also sitzt sie nun etwas hirnlos im Kerzenlicht und sülzt ihren Partner in den Racheplan ein. Wenn Frauen sich rächen, tun sie’s mit List – oder einer simplen Erpressung. Danach wird männlicherseits wieder hirnlos geballert. Macht aber nichts. Wir werden wenigstens wach, ja, sogar kurz verblüfft: Ist das Isabelle Huppert? Was um Gotteswillen hat eine gute Schauspielerin in diesem Film verloren? Das Hirn? Na, klar! Denn schon wird wieder hirnlos geschossen, gesülzt und geschossen – so lange halt, bis – zum Schluss – der Film mit Leichen ohne Ende zu Ende geht und – die Liebe siegt.

Streng genommen bleiben nach all der Ballerei einfach nur noch zwei übrig: unsere beiden Racheengel. Gerührt wollen Dackelblick und Tränennarbe nun doch eine Familie gründen, und lassen immerhin mal die Waffen fallen, und denken ans andere «Fuck you», was in uns die Hoffnung nährt, dass sie ihrem Baby später nicht eine Luger zum nuckeln geben. Grund zu weiterer Rache wäre schon mal da. Es wird sich auf Amerikas Schulhöfen auch bald jemand finden, der die fallen gelassenen Waffen aufhebt und die Pausenhofbevölkerung zur Chefrache erklärt.

 

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