Ein Gericht in den USA hat dem Pharmakonzern Johnson&Johnson (J&J) eine Strafe von einer Milliarde Dollar wegen defekter Hüftimplantate aufgebrummt. Die Implantate wurden auch in der Schweiz vertrieben.
Dies bestätigte eine Konzernsprecherin auf Anfrage der Nachrichtenagentur sda. Wie viele Patienten in der Schweiz solche Implantate noch mit sich herumtragen, konnte die Agentur indes nicht in Erfahrung bringen.
Verkauf gestoppt
Johnson&Johnson hatte den Verkauf des Produkts «Ultamet Metal-on-Metal» 2013 gestoppt. Die Implantate waren von der Medtech-Tochter DePuy Synthes vertrieben worden.
Das Schweizer Medizinaltechnikunternehmen Synthes war 2012 von Johnson&Johnson übernommen worden. Die Orthopädiesparte fungiert seither unter dem Namen DePuy Synthes. Die defekten Implantate seien jedoch nicht in der Schweiz hergestellt worden, hiess es von Seiten der Sprecherin.
Mängel waren bekannt
Das Bundesgericht in Texas sah es als erwiesen an, dass der Konzern, der neben Arzneimitteln und Konsumgütern auch Medizintechnik anbietet, von den Mängeln der Implantate wusste, aber weder Ärzte noch Patienten ausreichend über die Risiken informiert hatte.
Johnson & Johnson und seine Tochterfirma DePuy Synthes müssen nun mehr als eine Milliarde Dollar an sechs Kläger zahlen. Der Pharmakonzern kündigte an, er werde gegen das Urteil in Berufung gehen.
Riesige Klagewelle
Insgesamt ist Johnson & Johnson mit mehr als 8000 Klagen im Zusammenhang mit dem Hüftimplantat konfrontiert. Die Kläger, denen die Milliardensumme zugesprochen wurde, waren Patienten aus Kalifornien, bei denen es nach dem Einsatz der Teile zum Absterben von Gewebe, zu Knochenerosion und zu weiteren Schädigungen gekommen war.
Sie hatten unter anderem vorgebracht, das Unternehmen habe damit geworben, dass die Metall-Implantate länger haltbar seien als Teile aus Keramik oder Plastik. Der Konzern und seine Orthopädie-Tochter hatten jedwedes Fehlverhalten bestritten.