Nach der Brandkatastrophe in London haben dutzende wütende Demonstranten am Freitag ein Bezirksrathaus in der britischen Hauptstadt gestürmt. Im Eingangsbereich des Gebäudes gab es Zusammenstösse mit Sicherheitskräften.
«Wir wollen Gerechtigkeit», «schämt Euch!», «Mörder!», riefen die Demonstranten, als sie das Rathaus der Stadtteile Kensington und Chelsea stürmten, wie Reporter der Nachrichtenagentur AFP berichteten. Hunderte weitere Demonstranten, unter ihnen die Sängerin Lily Allen, forderten friedlich eine Aufklärung der Brandkatastrophe.
Als Antwort auf die Proteste veröffentlichte die Bezirksverwaltung am Abend eine Stellungnahme. Darin sicherte sie den obdachlos gewordenen Bewohnern eine schnellstmögliche Umsiedlung innerhalb des Stadtteils zu.
Mindestens 30 Tote, viele Vermisste
Die Zahl der Toten stieg auf mindestens 30. «Leider wird die Zahl noch steigen», sagte Polizeisprecher Stuart Cundy. Verzweifelte Angehörige und Freunde hofften weiterhin auf ein Lebenszeichen der Vermissten.
Mehr als 70 Menschen werden Medienberichten zufolge noch vermisst. Ob einige von ihnen unter den bereits geborgenen Toten waren, war unklar. Die Polizei warnte, dass manche Leichen möglicherweise nie identifiziert werden könnten.
Nach Angaben von Polizeisprecher Cundy wurden 24 Überlebende in Spitälern behandelt, zwölf von ihnen schwebten in Lebensgefahr. Alle Brandnester seien inzwischen gelöscht. Die Feuerwehr suchte mit Drohnen und Suchhunden nach weiteren Opfern in dem vollkommen zerstörten Hochhaus. Bislang gebe es keine Hinweise auf eine mögliche Brandstiftung, sagte Cundy.
Elizabeth II. und William in Notunterkunft
Königin Elizabeth II. und ihr Enkel Prinz William trafen am Freitag Opfer und Helfer der Katastrophe am Grenfell Tower. Sie besuchten eine Notunterkunft in einem Fitness-Center im Stadtteil Kensington in der Nähe des Brandorts.
Schon am Donnerstag hatte die Monarchin den Mut der Feuerwehrleute und die «unglaubliche Grosszügigkeit» der freiwilligen Helfer gewürdigt.