Jede fünfte Person in der Schweiz erkrankt in ihrem Leben einmal an einer Depression. Das kostet die Schweizer Volkswirtschaft rund 10 Milliarden Franken jährlich, wie eine neue Studie aufzeigt. Dieser Betrag entfällt je gut zur Hälfte auf direkte und indirekte Kosten.
Je schwerer die Krankheit, desto höher sind die Kosten, wie die Uni Zürich am Donnerstag mitteilte. Bei schweren Depressionen fallen pro Patient und Jahr rund 40’000 Franken an, bei mittelschweren 28’000 und bei milden 15’000 Franken.
Bei schweren Fällen halten sich die direkten Behandlungskosten und die indirekten Kosten – wie verlorene Arbeitstage und Invalidenrenten – etwa die Waage. Hingegen überwiegen die indirekten Kosten bei mittelschweren und milden Depressionen deutlich.
Laut den Autoren ist die vorliegende Studie die erste, in der die Kosten nach Schweregrad der Erkrankung aufgeschlüsselt wurden. Yuki Tomonaga vom Institut für Sozial- und Präventivmedizin der Uni Zürich und Kollegen aus Basel, Aarau, Solothurn und Baden berichten darüber im Fachblatt „PharmacoEconomics“.
Die Erhebung basiert auf Registerdaten zu 556 Depressions-Patienten von Psychiatern aus sieben Kantonen. Die Forschenden erfassten die Kosten der benötigten Spitaltage, Arztvisiten, Medikamente und Therapien, sowie die verlorenen Arbeitstage und Invalidenrenten. Dann rechneten sie die Zahlen auf die Gesamtbevölkerung hoch.
Effektive Kosten noch höher
Da die Studie nur Personen zwischen 18 und 65 Jahren erfasst und da lange nicht alle Depressionen gemeldet werden, gehen die Autoren davon aus, dass die effektive finanzielle Last für die Schweizer Volkswirtschaft noch um einiges höher ist, schreibt die Uni Zürich.
Schon frühere Studien haben Depressionen als häufigste und teuerste psychische Krankheit identifiziert. Symptome sind Niedergeschlagenheit, Antriebslosigkeit, Schuldgefühle oder Schlaf- und Konzentrationsprobleme. Depressionen werden bei 20 Prozent der Bevölkerung im Verlauf des Lebens diagnostiziert.
Drei Prozent leiden an schwerer Depression. Diese Patienten gehen häufiger zum Arzt, werden öfter und länger hospitalisiert und benötigen mehr Medikamente. Sie verlieren auch mehr Arbeitstage und sind häufiger invalid. Im Gegenzug dazu entstehen bei milden Depressionen die meisten Kosten indirekt durch Arbeitsausfälle.
Spät diagnostiziert
Die aktuellen Daten liessen keinen Schluss zu, ob eine Früherkennung die Kosten senken würde, erklärte Tomonaga. Er hält es jedoch für möglich, dass eine frühere Diagnose von Depressionen die Kosten senken könnte, indem sich Arbeitsausfälle und IV-Renten reduzieren.
„Heute wird eine Depression oft erst diagnostiziert, wenn der Patient bereits schwer erkrankt ist“, sagte Tomonaga der Nachrichtenagentur sda. Er hofft, dass die Studie den Blick der Bevölkerung und Ärzte für Depressionen und deren Symptome schärft und damit die Prävention verbessert.