Roger Federer verpasst am US Open in New York seinen 18. Grand-Slam-Sieg. Die Weltnummer 1 Novak Djokovic erweist sich wieder als zu stark für den Schweizer und siegt im Final 6:4, 5:7, 6:4, 6:4.
Um 22.40 Uhr Ortszeit verwertete der Serbe seinen ersten Matchball mit einem Aufschlagwinner und beendete damit nach 3:20 Stunden eine Partie, die über weite Strecken hochklassiges Tennis bot und für Federer zu einem Abend der verpassten Chancen wurde. Der 34-jährige Baselbieter hatte sich noch einmal mit Vehemenz gegen die drohende Niederlage gewehrt, als er im vierten Satz zur Freude der fast 24’000 Zuschauer, die wie eine Wand hinter dem Schweizer standen, von 2:5 auf 4:5 verkürzte.
Und noch einmal bot sich Federer die Chance, in die Partie zurückzukehren, als er sich beim nächsten Aufschlagspiel Djokovics drei weitere Breakchancen zum 5:5-Ausgleich erarbeitete. Dem fünffachen US-Open-Champion gelang allerdings kein weiteres Break mehr was, was zum Spielverlauf passte. Sein insgesamt siebter US-Open-Final, der erste seit 2009, entwickelte sich für den 17-fachen Grand-Slam-Sieger zum Abend der verpassten Chancen. Während Djokovic sechs seiner 13 Möglichkeiten zum Servicedurchbruch verwertete, vermochte Federer nur 4 von 23 Chancen zu nutzen.
Federer brachte die Nummer 1 ins Wanken, stürzen konnte er sie nicht.
Eine erste Vorentscheidung war am Ende des dritten Satzes gefallen, als Federer beim Stand von 4:3 zwei Breakbälle nicht verwertete, Djokovic aber gleich anschliessend seine Chance zum Servicedurchbruch nach einem Rückhandfehler des Schweizers resolut nutzte. Und nachdem der Serbe noch einmal zwei Chancen Federers zum Rebreak abwehrte, schaffte er die 2:1-Satzführung. Im Gegensatz zum Wimbledon-Final vor zwei Monaten gelang es Federer diesmal, die Weltnummer 1 ins Wanken zu bringen – zu stürzen vermochte er Djokovic, der im direkten Vergleich zum 21:21 ausglich, aber nicht.
Mit dem Verlust des dritten Satzes endete Federers beste Phase der Partie. Nach einem missratenen ersten Durchgang, in dem Federers Aufschlag nicht wie gewohnt funktioniert hatte, steigerte er sich ab dem zweiten Satz deutlich. Den zweiten Durchgang dominierte er dank seiner offensiven Spielweise, auch wenn er am Netz von Djokovic gelegentlich erwischt wurde. Letztlich brauchte Federer aber neun Versuche und vier Satzbälle, um das Break zum 7:5 zu realisieren und das Arthur-Ashe-Stadion in ein Tollhaus zu verwandeln.
Federer verspricht Rückkehr für nächstes Jahr
«Ich hatte das Spiel in meiner Hand, hätte nach drei Sätzen führen müssen», so Federer, dessen Serie von 28 gewonnenen Sätzen in Serie endete. «Der Gameplan hat gestimmt, die Ausführung nicht immer.» Zuvor bei der Siegerehrung hatte der Baselbieter gesagt: «Ich habe ein sehr gutes Turnier gespielt. Die ganze Nordamerika-Reise war hervorragend.» Er sei sehr zufrieden mit seiner Spielweise und habe noch immer die Leidenschaft und die Liebe für das Spiel. «Ich verspreche euch, ich werde im nächsten Jahr zurückkommen», erklärte der älteste Grand-Slam-Finalist seit Andre Agassi vor zehn Jahren, der von den Zuschauern bereits während der Partie immer wieder mit Standing Ovations gefeiert wurde.
Federer verpasste mit der Niederlage die Krönung des zweiwöchigen Turniers, in dem er mit Ausnahme des ersten Satzes im Final gross aufgespielt hatte. Von der ersten Partie an überzeugte Federer in Flushing Meadows und gab erstmals seit sieben Jahren auf dem Weg in einen Grand-Slam-Final, den 27. seiner Karriere, keinen Satz ab. Federer sprühte in den Tagen von New York vor Spielfreude, spielte so offensiv wie noch nie in seiner Karriere und schaffte erstmals seit sechs Jahren wieder den Einzug in zwei Major-Finals im selben Kalenderjahr.
Nächstes Jahr im Trockenen
Djokovic feierte mit dem Erfolg seinen zehnten Grand-Slam-Sieg, den dritten in diesem Jahr, was ihm auch 2011 gelungen war. «In diesem Jahr geniesse ich den Erfolg noch mehr, da ich nun Ehemann und Vater bin», sagte der Serbe. Nur Stan Wawrinka hatte es 2015 am French Open in Paris geschafft, den dominierenden Spieler der letzten Jahre an einem Major-Turnier zu bezwingen, wodurch Djokovic den Gewinn des Grand Slams verpasste. Djokovic ist erst der dritte Spieler nach Rod Laver und Federer, der im selben Jahr an allen vier Major-Turnieren den Final erreicht hat. Federer schaffte dies 2006, 2007 und 2009.
Mit dem Sieg in Flushing Meadows, seinem zweiten in New York nach 2011, nachdem er zuvor vier von fünf Finals verloren hatte, untermauerte Djokovic seine derzeitige Vormachtsstellung. Bereits vor dem Final war klar gewesen, dass der Serbe das Jahr als Nummer 1 abschliessen wird. In New York bestritt Djokovic seinen 16. Grand-Slam-Final in den letzten fünf Jahren (und 21 Major-Turnieren), neun davon entschied der 28-Jährige aus Belgrad für sich.
Der Finals hatte mit drei Stunden Verspätung begonnen, nachdem kurz vor Beginn der Partie über der Anlage im Billie Jean King National Tennis Centre Regen eingesetzt hatte. Die Partie ging in der Folge bei kühleren Bedingungen als in den vergangenen Tagen und als Night-Session über die Bühne. Ab dem nächsten Jahr wird das Arthur-Ashe-Stadion mit einem Dach ausgestattet sein.