In der Schweiz werden immer weniger Antibiotika für den Einsatz in der Nutztierhaltung verkauft. Für eine Entwarnung ist es aber zu früh: Der Anteil multiresistenter Bakterien, die kaum oder gar nicht bekämpft werden können, ist unverändert hoch.
Solche Bakterien können entstehen, wenn ganze Zuchten flächendeckend mit Antibiotika behandelt werden. Gemäss einem am Dienstag vom Bundesamt für Lebensmittelsicherheit und Veterinärwesen (BLV) publizierten Bericht haben Resistenzen bei Campylobacter-Bakterien weiter zugenommen. Diese kommen besonders häufig beim Poulet vor und können durch den Konsum von nicht durchgegartem Fleisch auf den Menschen übertragen werden.
Der Anteil von Methicillin-resistenten Staphylococcus aureus (MRSA) bei Mastschweinen ist gemäss dem Bericht ebenfalls gestiegen, und zwar von 2 Prozent im Jahr 2009 auf 26,5 Prozent im Jahr 2014. Die Bakterien können beim Menschen lebensbedrohliche Infektionen auslösen, die sich wegen der Antibiotikaresistenz nicht behandelt lassen. Bei Darmbakterien von Poulets sanken die Resistenzen gegen verschiedene Antibiotika in den letzten Jahren hingegen.
Mögliche Ursache dafür ist, dass in der Veterinärmedizin insgesamt weniger Antibiotika verkauft wurden. Wurden 2008 noch rund 72’000 Kilogramm in Verkehr gebracht, waren es 2014 noch 49’000 Kilogramm. Das entspricht einem Rückgang von fast einem Drittel innerhalb von sieben Jahren.
Diese Verkaufsstatistik lässt jedoch keine Schlüsse zu über den effektiven Einsatz der Antibiotika. Es ist nicht bekannt, bei welchen Tierarten, Krankheiten oder über welchen Zeitraum hinweg die Wirkstoffe verabreicht wurden. Zudem haben verschiedene Antibiotikagruppen eine unterschiedliche Wirkungsstärke. Klarheit würde die im Heilmittelgesetz vorgesehene Antibiotika-Datenbank bringen. Die Revision wird derzeit vom Parlament beraten.
Daten zur beunruhigenden Zunahme von Antibiotikaresistenzen sollen auch im Rahmen der nationalen Antibiotikastrategie (StAR) erhoben werden. Diese hat zum Ziel, die Wirksamkeit von Antibiotika langfristig sicherzustellen. In der Anhörung ist die Strategie auf Zustimmung gestossen. Laut BLV könnte der Bundesrat gegen Ende des Jahres über die Umsetzung entscheiden.