Der Badische Bahnhof: belebter Knotenpunkt und einschneidende Grenze

Bereits vor 150 Jahren war der Badische Bahnhof eine Problemzone der Stadtplanung. Ein bekanntes Thema wird jetzt neu aufgerollt: Wie lässt sich die Verbindung von Bahnhof und angrenzenden Quartieren verbessern? Oder anders gefragt: Wie könnte man den Reisenden am Badischen Bahnhof sofort das Gefühl geben, in Basel angekommen zu sein? Die Antworten auf diese Fragen […]

Der Platz vor dem Bahnhofsgebäude soll durch seine räumliche Organisation die Reisenden intuitiv in die Stadt führen können.

Bereits vor 150 Jahren war der Badische Bahnhof eine Problemzone der Stadtplanung. Ein bekanntes Thema wird jetzt neu aufgerollt: Wie lässt sich die Verbindung von Bahnhof und angrenzenden Quartieren verbessern? Oder anders gefragt: Wie könnte man den Reisenden am Badischen Bahnhof sofort das Gefühl geben, in Basel angekommen zu sein? Die Antworten auf diese Fragen sind erst noch zu finden.

Der Badische Bahnhof wirkt – trotz seiner wichtigen Funktion als Grenzbahnhof – nicht nur unauffällig, sondern scheint durch seine einseitige Zugänglichkeit isoliert und deshalb auch isolierend für die dahinter liegenden Gebiete Basels. Das Hirzbrunnenquartier kann durch eine der breiten und langen Unterführungen neben dem Bahnhofsgebäude erreicht werden. Aber eine städtebauliche Verbindung der Stadt vor und hinter dem Bahnhof ist bisher nur dürftig.

Dem Strassenverkehr nicht in die Quere kommen

Der erste Badische Bahnhof wurde 1855 am Riehenring gebaut. Durch den Anschluss an das Schweizer Eisenbahnnetz wurde er zunehmend stärker genutzt und war bald zu klein. Ausserdem behinderte der nahe am Stadtrand liegende Bahnhof den Verkehr, weil ein durchfahrender Zug alle kreuzenden Verbindungen lahm legte. Auch die Stadtplanung wurde durch den Standort stark eingeschränkt. Das führte schliesslich dazu, dass sich im Jahre 1900 Basel und Baden vertraglich einigten, an der Schwarzwaldallee einen neuen, grösseren Bahnhof zu bauen. Der 1913 fertiggestellte Badische Bahnhof des Architekten Karl Moser hat zum Vorteil, dass der Verkehr ohne weiteres unter den hoch angelegten Schienen hindurch geführt werden kann. Das Problem der Trennung der Quartiere hat sich aber dabei nur verlagert.

Der Badische Bahnhof ist zur Zeit in Europa der einzige Bahnhof eines Landes auf fremdem Staatsgebiet. Das Gebäude steht seit 1991 unter Denkmalschutz (der historische Bahnhof in Bilder). In diesem Jahr feierte er sein 100-jähriges Bestehen, wie die TagesWoche berichtete. Einen umfassenden Beitrag zum Geburtstag und der Geschichte findet sich auch in der Badischen Zeitung.

Die Situation verbessern

In einem Schreiben an das Stadtteilsekretariat Kleinbasel formulierte der Neutrale Quartierverein Hirzbrunnen 2007 Vorschläge zur Verbesserung der Situation. Ebenfalls wurden von Maurer & Co. eine integrale Planung, von Suter & Co. eine verbesserte Erschliessung für Fussgänger und von Lüchinger & Co. ein Veloparking gefordert. In der Folge nahm der Regierungsrat das Problem in den Politikplan Basel-Stadt 2009-2012 auf und erteilte dem Bau- und Verkehrsdepartement Basel-Stadt den Auftrag, ein Entwicklungskonzept aufzusetzen.

Den Entwurf des Entwicklungskonzepts zum Badischen Bahnhof gab das Planungsamt vom 13. Mai bis zum 22. Juli 2013 zur Stellungnahme frei. Darin werden die Ausgangslage, der Handlungsbedarf, die Ziele und das Konzept erklärt.

Im Ausgabenbericht vom Regierungsrat des Kantons Basel-Stadt begründet dieser die Notwendigkeit einer Weiterentwicklung des Badischen Bahnhofs. Der Regierungsrat geht davon aus, dass der Badische Bahnhof in Zukunft als Verkehrsknotenpunkt noch stärker genutzt werden wird. Das sei verbunden mit der Neugestaltung der Wohnareale (Erlenmatt, Schorenareal und Stadtentwicklung Ost), den wichtigen Wirtschaftsstandorten (Messe Schweiz, Rosentalareal und Roche), der aktuellen Verkehrsplanung, wie auch der Entwicklung der Innenstadt, die über die Rosentalstrasse bis zum Badischen Bahnhof reicht.

Was verändert werden soll, ist einerseits die Zugänglichkeit des Bahnhofs von allen Seiten, auch vom Hirzbrunnenquartier aus. Ausserdem soll der Bahnhofsplatz in seiner räumlichen Logik klarer gestaltet werden und damit die Verkehrsteilnehmer instinktiv zur Rosentalstrasse und weiter zur Innenstadt hinführen. Auch soll die Attraktivität des Aufenthaltsraums durch ein grösseres Angebot an Dienstleistungen (Hotel, Gastronomie, Post, Detailhandel) gesteigert, die Verkehrsverbindungen für Fussgänger und Velofahrer optimiert und die Trennwirkung zwischen den Quartieren verkleinert werden.

…istwasistwasist…

Eine der Sofortmassnahmen, die durch das Entwicklungsprojekt entstanden, ist der öffentliche Wettbewerb «Stadtportal». Aus diesem ist Claudio Moser mit dem Projekt …istwasistwasist… als Sieger hervorgegangen. Auf den Perrons rund um den Bahnhofvorplatz und entlang der Rosentalstrasse sind 170 Verkehrsspiegel montiert worden, die bis Ende Oktober 2013 ungewöhnliche Blicke auf den Moser’schen Bau und auf die Umgebung erlaubten. Damit wollte das Baudepartement den Passanten einen alternativen Raumeindruck ermöglichen. Ziel ist dabei aber auch eine Imageverbesserung des Bahnhofs und des direkteren Umfelds, sowie den Betrachter auf die Verbindung zur Innenstadt und zur Messe aufmerksam zu machen. Das Projekt ist Teil der IBA Basel 2020. Allerdings waren die Reaktionen auf das Projekt gemischt, mit einer Tendenz zu kritischer Beurteilung bzw. Nicht-Beachtung. Die TagesWoche zieht den Schluss, dass eine Neugestaltung sich vor dem Hintergrund des eher mässig erfolgreichen Kunstprojekt als umso dringender erweise. Als ein Projekt der näheren Zukunft (dessen Planung vom Grossen Rat bereits bewilligt wurde) ist das vollautomatische Veloparking mit 1200 neuen Abstellplätzen zu nennen – ein ebenfalls umstrittenes Luxusprojekt.

 Ein-gang, Durch-gang, Über-gang: der Badische Bahnhof bleibt in Bewegung

Heute wird der Bahnhof in verschiedener Weise belebt: Neben dem DB Reisezentrum, einem Zeitschriften-, Lebensmittel- und Blumengeschäft befinden sich mehrere Verpflegungsmöglichkeiten im Gebäude. Das Les Garecons beispielsweise, dessen Café, Bar und Restaurant den Reisenden vom Eingang zur Schalterhalle bis zum Durchgang zu den Gleisen begleiten, oder das Gare du Nord, das erste Zentrum für experimentelle Musik der Schweiz, das sich durch sein vielseitiges kulturelles Programm in Basel einen Namen gemacht hat. Auch die Helmut Förnbacher Theater Company trägt zur abwechslungsreichen Nutzung bei. Eigentlich wäre schon viel da, aber ein paar gute Ideen könnte der ehrwürdige Badische Bahnhof durchaus noch brauchen, um sich endlich richtig in Szene zu setzen.

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