Der DFB-Tross und die Kriminalpolizei

Bei Deutschland dreht sich vieles um drei Münchner Fragezeichen, in Portugal hofft man auf einen gesunden Cristiano Ronaldo in Champions-League-Form.

Löw mit ein paar Verletzungssorgen (Bild: SI)

Bei Deutschland dreht sich vieles um drei Münchner Fragezeichen, in Portugal hofft man auf einen gesunden Cristiano Ronaldo in Champions-League-Form.

Der deutsche Tross zog sich zurück, um sich ungestört auf die WM vorzubereiten. Die Politik der Abschottung lohnte sich nicht: Fast täglich lieferte das Nationalteam ungewollt Stoff für eine mehrteilige Komödie. Zu Beginn musste Jogi Löw die peinliche Pinkel-Affäre des DortmundersKevin Grosskreutz kommentieren und verurteilen. Ein paar Tage später sass Löw wieder auf dem Podium – diesmal nicht als «Richter», sondern als Beschuldigter in eigener Sache. Die «Bild-Zeitung» hatte aufgedeckt, dass ihm die Polizei zum wiederholten Mal den Fahrausweis entzogen hatte.

Zum Leidwesen der Teamleitung beschränkte sich die Pleiten-, Pech- und Pannenserie nicht nur auf Nebenschauplätze. Seit dem ersten Termin drehte sich die Debatte primär um die körperlichen Defizite des Münchner Trios Philipp Lahm, Bastian Schweinsteiger und Manuel Neuer. Mit dem Fuss, dem Knie und der Schulter der Nation beschäftigte sich in den letzten zehn Tagen jeder deutsche Fussball-Experte mindestens einmal täglich.

Portugals Schubkraft

An der Endrunde haben die im ersten Teil der Kampagne unbesiegten Deutschen in der Vorrunde mit mehr Widerstand als auch schon zu rechnen. Portugal, an der WM vor vier Jahren nur knapp am späteren Champion Spanien gescheitert und vor zwei Jahren EM-Halbfinalist, wird vom Madrider Superstar Cristiano Ronaldo angeschoben. «CR» mit 17 Treffern Rekordtorschütze in der Champions League, war in dieser Saison von keiner Defensive zu stoppen.

So sehr die Südeuropäer vom aktuellen Weltfussballer des Jahres abhängig sind, die Qualität seiner Mitspieler ist nicht zu unterschätzen. Acht Akteure erreichten mit ihren Klubs im Europacup mindestens die Runde der letzten vier – drei gewannen die Champions League. Abzuwarten bleibt, wie gut Cristiano Ronaldo auf die Therapie seiner in Mitleidenschaft gezogenen Oberschenkelmuskulatur anspricht. Beim Test gegen die Griechen musste er vorsichtshalber pausieren.

Klinsmanns Enthusiasmus und Härte

Die USA dürften sich als unbequemer Kontrahent entpuppen. Jürgen Klinsmann wird seinen Enthusiasmus 1:1 auf seine US-Boys übertragen. Seit 2011 trägt er die Verantwortung und hat eine Equipe mit Achtelfinal-Potenzial geformt. Seiner unkonventionellen Methodik ist «Jay Goppingen» – so nannte sich der frühere Weltmeister bei einem Comeback in der dritten Liga Amerikas – auch in Kalifornien treu geblieben.

Als niemand damit rechnete, sortierte Klinsmann eine Ikone des US-Fussballs ohne Wimpernzucken aus: Landon Donovan, dreifacher WM-Veteran, Topskorer, in diversen Statistiken Rekordhalter, Sympathieträger. Mit seinem Entscheid gegen den Soccer-Liebling der Vereinigten Staaten löste der Deutsche einen Sturm der Entrüstung aus.

Ghanas Ambitionen

Ghana ist in der Gruppe mit dem dreifachen Weltmeister, einem früheren EM-Finalisten und der Auswahl eines 318-Millionen-Einwohner-Landes weit mehr als ein gefährlicher Aussenseiter. Die Mannschaft von Trainer James Kwesi Appiah ist kein afrikanischer Vertreter, der für Chaos und taktischen Freestyle steht. Die sehr gut bestückten «Black Stars» schalteten auf dem Weg nach Südamerika den Afrika-Rekordmeister Ägypten ohne das geringste Problem aus.

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