Der Fall ASE kostet den Chef der Basler Kantonalbank das Amt

Wegen des mutmasslichen Anlagebetrugsfalls ASE Investment AG tritt der Chef der Basler Kantonalbank (BKB), Hans Rudolf Matter, zurück. Die BKB ortet Fehler bei ihrem Standort Zürich, wo drei Angestellte entlassen wurden. Matter sagt, er habe „zu stark vertraut“.

BKB-Chef Hans Rudolf Matter informiert über die Untersuchung zum Fall ASE (Bild: sda)

Wegen des mutmasslichen Anlagebetrugsfalls ASE Investment AG tritt der Chef der Basler Kantonalbank (BKB), Hans Rudolf Matter, zurück. Die BKB ortet Fehler bei ihrem Standort Zürich, wo drei Angestellte entlassen wurden. Matter sagt, er habe „zu stark vertraut“.

Er begründete seinen Rücktritt am Dienstag vor den Medien in Basel mit seiner Gesamtverantwortung für das operative Geschäft. Er habe als CEO Personen und Abklärungen zu stark vertraut und wegen paralleler Grossprojekte zu viel delegiert. Zudem habe ihm „ganz einfach die Phantasie gefehlt“ für die kriminelle Energie der ASE.

Matter lässt sich auf Ende Jahr frühpensionieren. Nachfolger ad interim wird sein Stellvertreter Guy Lachappelle. Als Leiter Firmenkunden und Institutionelle kenne dieser den Fall gut, habe auch mit deren Chef Kontakt gehabt und sich nun stark für die Aufarbeitung eingesetzt, sagte BKB-Bankratspräsident Andreas Albrecht.

Absurde Gewinnversprechungen

Die BKB hatte den Fall im März selber ins Rollen gebracht. Sie reichte einer Strafanzeige gegen die ASE mit Sitz im aargauischen Frick ein, nachdem ihr faule Kontoauszüge aufgefallen waren. Jetzt belegt der Bericht einer extern bestellten Untersuchung, dass die ASE wohl systematisch und in strafbarer Weise Kunden geschädigt habe.

So verschob die ASE, die mit Mond-Renditen von 18 Prozent Kundschaft angelockt hatte, laut Matter Gelder zwischen Kunden-Konten in verschiedenen Währungen, um fiktive Gewinne auf Franken-Konten auszuweisen. Die Strafuntersuchung läuft noch; der ASE-Chef sitzt weiter in Untersuchungshaft.

Laut Matter ist das ASE-Geld heute unauffindbar. Bei Kunden mit BKB-Konten seien Verluste von über 100 Mio. Franken entstanden, plus Gebühren und Kosten. Insgesamt seien 620 ASE-Kunden zur BKB gekommen, die im Schnitt 100’000 bis 200’000 Franken durch die ASE verwalten liessen – wer indes bis 2011 vorzeitig ausstieg, habe all sein Geld bekommen. Die BKB ist nicht die einzige in den Fall ASE involvierte Bank; insgesamt vermutet man Verluste von rund 300 Mio. Franken.

Köpferollen in Zürich

Die ASE hatte namentlich bei der Zürcher Private-Banking-Filiale der Basler Kantonalbank für ihre Kunden Konten eröffnet. Gemäss Untersuchungsbericht vertrauten dort Verantwortliche der ASE zu stark, vor allem nach einem kritischen „K-Geld“-Artikel vom Januar 2010. Interne Anordnungen seien zu langsam umgesetzt worden.

Die Leitung der Zürcher Private Banking-Abteilung der BKB habe ihre Aufsichts- und Kontrollverantwortung zu wenig wahrgenommen. Die BKB hat drei Angestellte in Zürich entlassen; vier weitere erhielten schriftliche Verwarnungen. Für strafbare Handlungen seitens der BKB gebe es keine Anzeichen, betonten Matter und Albrecht.

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